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Di, 07.01.2020
TV | Indiskret
Annas Rache2 Sterne
Eine harmlose Boulevard Komödie mit zwei Weltstars: Cary Grant, alias Mr. Supercharme Philip und Ingrid Bergman, hier als liebende Lady Anna ohne Format aber bestens gewandet in Pelz und Roben umherflattert. Als Angehörige der High High Society langweilt sie sich und spielt mit Philip um ihr Glück. Der Titel spielt auf Philip an, der ihr verheimlicht, dass er nicht verheiratet ist, um sie nicht heiraten zu müssen. Was für ein Kapitalverbrechen. Nach einem bisschen Verwechslung mit Reise und Terminen und Philips tollpatschigem Versuch sich bei einem schottischen Volkstanz zum Affen zu machen (Regisseur Donen musste ihn mühevoll dazu überreden. Rausgekommen ist dabei hier ein tänzerischer Gipfel der Dämlichkeit), kommt das vorhersehbare Glückliche Ende. Nach viel Palaver und Rumgezicke versucht es Anna mit Melodramatik und einem etwas misslungenen Ansatz Philip vorzuführen. Das wirkt heute wie eine Lachnummer auf einem Kindergeburtstag. Zumal wenn man bedenkt, dass die Bergman sich alle Kollegen reingezogen hat, die nicht bei zweieinhalb auf den Bäumen waren. Wir sind in einer Zeit als es noch den Lift Boy gab. Einziges optisches Highlight ist das Telefonat der beiden im Heiabett, wobei sie mit der Trennlinie des Split Screens kokettieren. Aber sonst: Gähn! Alles ist zu affektiert, zu affig und zu aalglatt.
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So, 05.01.2020
Kino | Vanilla Sky
Die Farbe des Himmels1 Stern
Das Drehbuch spielt mit den Erwartungen der Zuschauer, indem es ständig zwischen den Zeitebenen und Realitäten hin und her wechselt. Eine Hilfe dabei ist das Gesicht des Helden: wenn David (Tom Cruise) gut aussieht sind wir in der Vergangenheit, hat er ein entstelltes Gesicht, sind wir im Hier und Jetzt. Hinzu kommt, dass er zwischen zwei Frauen hin und her pendelt: Julie (Cameron Diaz) seine ‘alte Flamme‘ und Sophie (Penelope Cruz), seine Neueroberung. Einen Autounfall, bei dem Julie stirbt, überlebt David nur heftig entstellt lebt fortan mit Gesichtsprothese. Er will Julie umbringen, tötet aber Sophie. Jetzt geht das Bäumchen-Wechsel-Dich Spielchen erst richtig los. Julie mutiert mal zum Geist, mal zur Stalkerin, Sophie verschwindet. Er muss sich aber auch auf den Mädels abarbeiten. Drum lässt sich David einfrieren in einem Verfahren, das man Kryonik nennt. Die Option, die ihm Tilda Swinton später in ihrem Cameo bietet, ist, erneuter Suizid oder weiterhin als lebender Toter zu existieren. Da macht David doch glatt ersteres. Die langen Dialoge zwischen David und dem Psychiater Dr. McCabe (Kurt Russell) helfen ebenso wenig weiter wie das Gespräch zwischen ihm und dem Chirurgen. Da kann man sich dann schon eher an den Postern an der Wand festhalten: z.B. ‘Außer Atem‘ oder ‘Jules und Jim‘ oder wenn Bob Dylan oder die Beach Boys dazu singen. Und was der von Paul McCartney entlehnte Titel mit dem Film zu tun hat, bleibt wohl das Geheimnis von Regisseur Cameron Crowe. Klingt aber gut, oder? Wäre noch der Mut von Tom Cruise zur Hässlichkeit zu erwähnen, als Kontrast zu den vielen Schönheiten um ihn herum. Unterm Strich bleibt ein kompliziertes Verwirrspiel ohne Lösung. Da gibt es nichts zu verstehen. Staunen und sich wundern reicht.
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Sa, 04.01.2020
Kino | Rom, offene Stadt
Stille Helden5 Sterne
Rossellinis grandioses Meisterwerk ist nicht nur eine Pionierarbeit des großen Regisseurs, denn er hat zwecks Authentizität vor Ort bereits fast zeitgleich mit dem Abzug der deutschen Besatzer 1944/45 mit den Dreharbeiten begonnen. In bestechenden s/w Aufnahmen hat er ein Drehbuch, an dem auch Fellini mitgearbeitet hat, mit fantastischem Schnitt und einer gekonnten Kameraarbeit (Ubaldo Arata) beeindruckend umgesetzt. Es beginnt wie ein episodenhafter Dokumentarfilm, der durch das menschliche Leid der Zivilbevölkerung eine emotionale Überhöhung erfährt. Auch dem italienischen Widerstand wird hier ein Denkmal gesetzt. Ein Querschnitt der römischen Gesellschaft rückt hier in den Fokus. Es sind werdenden Mütter wie Pina (Anna Magnani) und leichte, koksabhängige Mädchen wie Marina (Maria Michi), die zur Verräterin wird, bis hin zum grausamen Gesicht des NS Terrors von Ingrid (Giovanna Galletti), der Frau des SS Mannes Bergmann (Harry Feist). Beide verkörpern genial das Böse schlechthin. Aber auch kleine Buben wissen worum es geht und tun das Ihre. Auch wenn sie nur wie in der Schlussszene die Melodie eines Widerstandsliedes pfeifen. Der Spannungsaufbau stützt sich auf die Morde, die den Plot vertiefen: ein Deserteur begeht Selbstmord, ein Sozialist wird zu Tode gefoltert, Pina auf offener Straße erschossen. Der Höhepunkt ist die Hinrichtung von Don Pietro (Aldo Fabrizi). Auf dem Weg zu seiner Hinrichtung sagt er ‘Es ist nicht schwer, gut zu sterben. Es ist schwer, gut zu leben.‘ Das italienische Erschießungskommando schießt daneben (!?) und so muss der Nazi-Skeptiker Hauptmann Hartmann (Joop van Hulzen) vollstrecken. Hart und keineswegs geschönt brennen sich einem die s/w Bilder ins Gedächtnis und die menschliche Tragik geht in ihrer unverhofften Bedingungslosigkeit unter die Haut. Ein beeindruckendes Zeitdokument über unbekannte Helden.
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So, 29.12.2019
TV | Die gebrochene Lanze
Der gute Sohn4 Sterne
Ein Western Klassiker mit Niveau. Handlung, Dialoge und Starbesetzung sind großartig und die Erzählweise ungewöhnlich: es beginnt gegen Ende der Handlung und rollt in Retros das Ganze auf bis zum Ende auf. Der übermächtige Viehbaron Devereaux (Spencer Tracey) hat vier Söhne. Drei von einer Weißen, darunter Ben (Richard Widmark) und Joe (Robert Wagner) von einer Indianerin, der Senora (die unvergessliche Kathy Jurado). Der Alte legt sich mit den Betreibern einer Kupfermine an, die sein Wasser vergiften. Die Brüder sind sich nicht einig, wie es nach dem Tod des Vaters, den Ben verschuldet hat, weitergehen soll. Devereauxs Freund ist der Gouverneur (E.G. Marshall), der sich mit ihm anlegt, obwohl ihn der Alte zu seinem Posten verholfen hatte, weil seine Tochter Barbara (Jean Peters) sich in Joe verliebt hat. Joe nimmt Vaters Schuld auf sich und geht für Jahre ins Gefängnis. Ein Familiendrama erster Klasse mit rassistischen Seitenhieben und Einsichten in eine Zeit als Legalität und Justiz um Anerkennung rangen und gegen Faustrecht und Selbstjustiz ankämpfen mussten. Der alte Devereaux versteht die Welt nicht mehr und glaubt als absoluter Patriarch über dem Gesetz zu stehen. Lieblingssohn Joe versteht den Vater, überwindet aber mit Unterstützung von Mutter und Barbara, den Symbolfiguren von Liebe und Menschlichkeit alle Widerstände. Er liefert sich mit Ben ein packendes Finale im Outback, nachdem er am Grab des Vaters den Titel des Films vollendet hatte. Der Indianer Two Moons (Eduard Franz) hilft ihm Ben zu bestrafen. Spannung und Emotionen passen hier ausgezeichnet zu einander und das Gute siegt natürlich über das Böse. Ein schlichtes Happy End sorgt für allgemeine Zufriedenheit: Joe und Barbara am Grab von Devereaux und die Senora schaut unbeobachtet zu. Toll!
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Di, 10.12.2019
TV | Don't Breathe
Nichts für schwache Nerven4 Sterne
Drei Jugendliche brechen in das Haus eines Blinden ein, weil es leicht Beute verspricht. Sie erleben eine tödliche Vorhölle in der Dunkelheit eines großen, alten Hauses. Schier unerträgliche Spannung macht den Film zum Erlebnis, wobei wir Stufe um Stufe die L Adrenalinleiter hochsteigen. Handfeste Auseinandersetzungen auf Leben und Tod durchziehen den ganzen Plot, mit immer neuen Tötungsvarianten. Alex (Dylan Minnette), der Anführer der Gruppe, muss als erster dran glauben, später Money (Daniel Zovatto). Die Spannung scheint den Gipfel erreicht zu haben, als Money und Rocky (Jane Levy) eine junge Frau im Keller des Hauses entdecken. Der Blinde hat Cindy gefesselt und geschwängert. Sie soll ihm sein totes Kind ersetzen. Bleibt für den finalen Showdown nur noch Rocky übrig. Bei ihrem Todeskampf wird Cindy vom Alten im Dunkeln erschossen. Rocky soll ihre Aufgabe übernehmen: gefesselt und hochgehängt kann sie Money gerade noch vor einer künstlichen Befruchtung retten, bevor ihn der Blinde erledigt. Es gibt noch einen Rottweiler im Haus, der zusätzlich an der Spannungsschraube dreht. Rocky entkommt mit viel Geld, der Blinde überlebt. Man kann wieder durchatmen. Das Atemanhalten (Titel!) war die einzige Möglichkeit sich für den Blinden unsichtbar d.h. auch unfühlbar zu machen. Spannung, die auf Atmosphäre und blutigen Kämpfen beruht, die hoch beginnt und dann stetig steigt.
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Fr, 06.12.2019
Kino | The Good Liar - Das alte Böse
Ein guter Lügner4 Sterne
Die meisten Rezensenten dieses Films reden fast ausschließlich von dem älteren Trickbetrüger Roy (Ian McKellen), der Betty, einer älteren, wohlhabenden Dame (Helen Mirren) ihr Vermögen abjagt. Das stimmt zwar, aber übersieht den Kern des Dramas. Dass Helen Mirren niemand ist, der sich über den Tisch ziehen lässt, weiß man spätestens seit der ‘Offenen Rechnung‘. Doch dass sie so auf Roys Vorhaben eingeht und dann am Ende grandios triumphiert war schon überraschend. Neben der Tatsache des Wieso? Und gerade das verleiht dem Film von Bill Condon seine Tiefe. Alles läuft in der ersten Hälfte nach Roys Plan, der die Millionen auf sein Konto schaufelt. Es wird ein gemeinsames werden, was beide Partner befürworten. Sein Kumpel Vincent (Jim-DowntonAbbey-Carter) geht ihm dabei zuverlässig zur Finanzhand, bis er die Seite wechselt. Man könnte Verdacht schöpfen, wenn man Steven (Russell Tovey), den angeblichen Enkel von Betty, im Auge behält. Der schreibt angeblich an seiner Doktorarbeit über die berühmten Kriegsverbrecher der Nazis (Heß, Speer und Konsorten), die in Spandau einsaßen. Und jetzt stellt sich allmählich heraus, dass Roy und Betty ein gemeinsames Geheimnis teilen, das aber nur Betty erkannt und konsequent auf eine Lösung zusteuert. Es geht zurück bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Kleinere Aufklärer rauschen unbeachtet vorbei: Roy, der kein Deutsch kann, liest den Spiegel. Und warum schneidet ihm Betty die Haare? Am Ende ist Roy ein guter Lügner, der nur noch von Betty übertroffen wird, die mit viel mehr Weitblick und Umsicht den ahnungslosen Roy umgarnt und erledigt: nach einem Schlaganfall sitzt er wie ein Häufchen Elend sabbernd im Rollstuhl. Spätestens seit Roy einen Mord begangen hat, ahnen wir, dass der freundliche Herr kein Unschuldslamm ist. Betty genieß ihre Rache: mit dem Tablet in der Hand, das den Zugang zum gemeinsamen Konto ermöglicht. Sie straft ihn mit einem Druck auf die minus 50.000 $ Taste, jedes Mal, wenn er lügt. Spannend gemacht! Ein hervorragender Plot mit grandiosen, facettenreichen Darstellern.
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Di, 03.12.2019
TV | Die Hexen von Salem
Die Feuerprobe3 Sterne
Wenn man die Namen der Leute liest, die an diesem Film beteiligt waren, ist es nicht unschwer zu erkennen, dass hier die europäische Elite (1957) am Start war. Das kann aber leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film mit der Vorlage von Arthur Miller heute etwas angestaubt ist. Außerdem wird das Thema sehr komplex und sehr ausführlich (zweieinhalb Stunden) dargestellt. Die Figuren ändern mehrmals ihre Vorgehensweise und erschweren so das Verständnis. Es schafft Verwirrung, wenn dies einmal den Tod bedeutet, dann aber wenig später einen Freispruch. Trotz alledem, was diesen Film so besonders macht, ist die Tatsache, dass es eine der wenigen Coproduktionen zwischen der DDR und Frankreich ist, vielleicht sogar die einzige. Die literarische Vorlage ist das Theaterstück von Arthur Miller ’Hexenjagd‘ (The Crucible). Das Drehbuch stammt von Jean-Paul Sartre, hinter der Kamera stand Claude aus dem Renoir Clan, neben Marguerite als Editorin, die auch aus der Familie war und die Musik stammt von Hanns Eisler. Vor der Kamera beherrschte ein Trio die Szene: Yves Montand (John Proctor), Simone Signoret (Elizabeth Proctor) (einer der seltenen gemeinsamen Auftritte des Ehepaares!) und die fleischgewordene Sünde Mylène Demongeot (hier als Debütantin Abigail). (Deren Namen die Ostdeutsche Produktion ‘Abi-geil‘ ausspricht.) Obwohl sich Miller auf den Kommunisten-Jäger McCarthy bezieht, spielt die Handlung im 17. Jahrhundert in Massachusetts bei fundamentalistischen Puritanern. Elizabeth vertreibt John aus dem ehelichen Schlafzimmer. Das nutzt die Magd Abigail. Daran entspinnt sich ein Drama aus verschmähter Liebe, Hexerei und falschen Beschuldigungen. All das treibt die fundamentalistischen Puritaner in die Massenhysterie, eine Mädchengruppe verfällt dem Satanismus, dem nur mit Exorzismus beizukommen ist. John, der Ehebrecher, ist mit dem Teufel im Bunde. Elizabeth beweist Großmut gegenüber ihrer Konkurrentin, denn für sie zählt Gerechtigkeit mehr als ihre kleinliche Eifersucht. Das kostet John den Kopf. Der junge Michel Piccoli hat ein Cameo. John schwankt zwischen Lust und Mordlust, seine Frau zwischen Hingabe und Aufgabe und Abigail versucht sich als verführerische Teufelin, die aber scheitern muss. Schwere Kost, für Kenner ein Hochgenuss Ein intellektuelles Konstrukt, das auf wahren Begebenheiten beruht, was das Verständnis aber keineswegs erleichtert. Der Schluss ist arg theatralisch mit heute nur schwer erträglichem Pathos.

Neueste Bewertungen

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Testo
schrecklich ...0 Sterne

.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.

So, 19.11.2023 von frge

TV | The Masked Singer
Naja, muss nicht sein2 Sterne

Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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