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Do, 28.11.2019
Kino | Der falsche Mann
Eine Frau zerbricht3 Sterne
Das ist nicht Alfs stärkster Film, obwohl er eine Schlussszene hat, die nachdenklich stimmt. Geschönt aber falsch. Ein Unschuldiger wird verhaftet und natürlich wissen wir, dass am Ende die Unschuld des unbescholtenen Familienvaters Manny Balestrero (Henry Fonda) ans Licht kommen wird. Ein Allerweltsthema, so wie es jedem zu jeder Zeit passieren könnte. Die prekären Verhältnisse der Familie sprechen nicht gerade für Manny. Er wollte nur wissen, wie hoch ein Kredit auf die Versicherungspolice seiner Frau wäre. Die Polizei glaubt, er habe das Büro überfallen und um $71 erleichtert. Als die Zeugensuche erfolglos bleibt, ist die logische Folgerung von Mannys Frau Rose (Vera Miles): ‘Alle haben sich gegen uns verschworen.‘ Vera Miles verleiht dem Film aus der dritten Reihe der Hitchcock-Filme einen gewissen Tiefgang, der ihn zu einer kleinen Perle macht. Den äußeren Schaden der schlampigen Polizeiarbeit kann man beheben, die sich widersprechenden Aussagen vergessen, aber den seelischen nicht. Vera Miles spielt die Rose überzeugend in logischer Konsequenz: vom ersten unkontrollierten Lachanfall, über den emotionalen Ausraster, als sie ihren Mann schlägt, dann mit Schlaf- und Appetitlosigkeit reagiert und sich letztendlich in eine Welt träumt, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Einziger technischer Schnickschnack am Rande ist die Überblendung der Gesichter von Manny und dem wahren Täter. Und Rose bleibt in der Anstalt in tiefe Depression versunken. Den lapidaren Satz von der Heilung von Rose nach Jahren im Abspann kann man getrost vergessen, denn er geht am Problem vorbei und stimmt einfach nicht. Es ist ein zu Recht völlig humorloser Film, der den psychischen Verfall einer Frau schildert.
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Mi, 27.11.2019
Kino | Es war einmal in Amerika
Verrat in der Lower East Side Street4 Sterne
Der dritte und letzte Teil der großen Amerika Saga von Sergio Leone ist ein fulminanter Endpunkt des Werkes. Er hat nur drei kleine Macken: je nachdem, welche Version man sich antut, dauert es zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden. Der Film kann in drei Teile aufgegliedert werden, wovon der erste recht kryptisch daherkommt, weil er eine Situation beschreibt, die der Zuschauer noch nicht kennt, also nicht versteht. Der dritte Teil bleibt am Ende etwas unklar, weil die Kamera das Geschehen nur aus der Ferne betrachtet, Personen nur schwer auszumachen sind und Andeutungen offene Fragen hinterlassen wie z.B. ob Max in die scharfen Rollen des Müllautos fällt oder nicht?! Und der Besuch von Noodles in der Opiumhöhle – wie schon am Anfang – bringt auch keine letzte Aufklärung. Der Mittelteil dieses Films ist allerdings grandios. Er umfasst eine Zeitspanne von 1922 bis 1968: Wir sehen den kometenhaften Aufstieg zweier Freunde: Noodles (Robert De Niro) und Max (James Woods), die sich im Mafiamilieu durchsetzen. Korrumpierbare Politiker kaufen, unliebsame Vertreter ausschalten und eine unzertrennliche Freundschaft pflegen, bis sie sich am Ende aus den Augen verloren haben und fast zu so etwas wie Gegenspielern werden. Gewerkschaften und Streiks überwinden die Jungs locker, ebenso wie das Ende der Prohibition. Eine gemeinsame Freundin stellt da schon eher ein Problem dar. Neben den Szenen mit tödlichem Ausgang findet Leone immer wieder Schelmenstücke wie das Vertauschen der Babys im Krankenhaus, um den Polizeichef (Danny Aiello) kirre zu machen oder die Penisinspektion durch eine Frau die alle vier kannte. Noodles hat die interessantere Biographie. Er pendelt zwischen seiner die Schönheit verkörpernden Jugendliebe Deborah (Elizabeth McGovern bzw. Jennifer Connelly) und später Carol (Tuesday Weld) hin und her, schaut auch mal bei der Kindernutte aus Jugendtagen vorbei. Für ihn und uns muss wohl das Opium die Lösung zu sein. Na ja, nach dem aufregenden Leben?! Und man muss ja auch nicht alles genau verstehen in diesem Klassiker. Die Atmosphäre bringts auf alle Fälle. Tod und Leben, Geschäfte und Luxus an der Brooklyn Bridge.
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Di, 26.11.2019
TV | Zwölf Uhr mittags
Vier gegen einen5 Sterne
Der Superklassiker unter den Western Klassikern hat seit 1952 einen festen Platz im Olymp der Filme. Eine zeitlose Handlung lässt dieses Meisterwerk von Fred Zinnemann nicht altern. Es liefert Paradebeispiele für das Gegenteil von Freundschaft, Solidarität, Hilfsbereitschaft und Verantwortung. Dazu gibt es noch eine Hochzeitsgeschichte und einen süßen, leicht überzuckerten Titelsong als Palliativ zur Hochspannung. Die erinnert an ‘Spiel mir das Lied vom Tod‘: mit langen Einstellungen und einer Dampflok. Die Zeit scheint in Handleyville still zu stehen, und dabei tickt sie doch unaufhaltsam auf die 12 Uhr Mittagszeit zu. Die Erzählweise dreht kräftig an der Spannungsschraube mit: Furcht überträgt sich von der Leinwand auf die Zuschauer. Unter den Dörflern gibt es Maulhelden (Lloyd Bridges), manche Lügen stehen neben Feigheit und selbst die Kirche bietet keine Hilfe an. Das Ganze wird in Echtzeit erzählt: eine gute Stunde etwa! Und dann ist da noch ein Nebenplot mit Helen Ramirez (Katy Jurado) als ehemalige Freundin von Gary Cooper. Sie vertritt u.a. eine Minderheit der Mexikaner im Ort. Das Gespräch zwischen Amy und Helen bildet einen kontrastreichen Gegensatz zu den Mehrfach-Duellen der Revolverhelden. Und ganz nebenbei stellt sich für Marshall Kane auch noch die Frage von Pflichterfüllung oder Zuneigung. Da kommt ihm dann sogar noch seine Braut Amy (Grace Kelly) zur Hilfe und erschießt einen der furchteinflößenden Jungs. Und es gibt sogar Szenen in denen der Marshall droht schwach zu werden. Ein inhaltlich dichter Film, mit perfekt umgesetzter filigraner Spannung und versetzt mit menschlichem Tiefgang. Der Antritt der verspäteten Hochzeitsreise von Will und Amy z.B. spricht wortlose Bände. Zum Niederknien gut!
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So, 24.11.2019
Kino | BFG - Big Friendly Giant
Der große freundliche Riese4 Sterne
Die drei Buchstaben BFG kennt in Großbritannien jedes Kind und bei deren Nennung huscht ein Lächeln über das Gesicht. Stephen Spielberg ist ein großartiger Film gelungen, bei dem wir leider in der deutschen Synchronisation viele von den herrlichen Eigennamen z.B. der Riesen nicht mitbekommen. Manche werden gottseidank unübersetzt übernommen, so z.B. Bonecruncher, Bloodbottler oder Maidmasher. Der Plot ist nicht nur etwas für Kinder. Sophie (Newcomerin Ruby Barnhill) agiert frisch und aufgeweckt neben all den Riesenmonstern und gestandenen Persönlichkeiten, die sie allesamt glatt an die Wand spielt. Der liebste ist ihr aber BFG, der große, freundliche Riese. Beide fangen Träume und geben sie den Schlafenden ein, bedroht von einer Riesenmeute unfreundlicher Monsterriesen. Die werden am Ende von der Air Force entsorgt. Höhepunkt ist ein Besuch des Riesen und Sophie bei der Queen (Penelope Wilton) im Buckingham Palast. Größenunterschiede und Standesunterschiede hinterlassen nachhaltige Eindrücke mit großem Schmunzelpotential. Detailgenaue Einzelheiten bereichern den Plot und spannungsgeladene Aktionen verdoppeln den Sehgenuss. Und immer wieder ereignen sich unvorhergesehene Engpässe, die glatt überwunden werden und die Spannung heben. Ein Genuss für Alt und Jung. Für die pubertierenden unter den Zuschauern entweichen den Akteuren Flatulenzen aufgrund von Mineralwasser, in dem die Bläschen von oben nach unten steigen – natürlich nicht bei der Queen, die BFG stets mit Ihrer Majonäse anspricht. Herrlich, ein rundum Wohlfühlfilm, den ich mir am Ende gleich noch einmal reingezogen habe.
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Do, 21.11.2019
Kino | Habermann
Habermann - Jedermann!4 Sterne
Wenn man 1938 im Sudetenland gelebt hat, das die Alliierten Hitler im Rahmen ihrer Appeasement Politik kampflos überlassen haben und als gut bürgerlicher Deutscher eine tschechische Jüdin heiratete, geriet man gleich mehrfach unter Druck. Das thematisiert Juraj Herz († 2018) in seinem Film. Und genau das tut August Habermann (Mark Waschke) mit Jana (Hannah Herzsprung). In diese Familienidylle marschieren die Nazis ein. Hier stellvertretend – aber hervorragend besetzt – mit Sturmbandführer Koslowski (Ben Becker). Sehr realistisch und weit weg vom Hollywood Klischee wird hier die Machtübernahme am ‘Kleinen Mann‘ sowie am reichen Sägewerkbesitzer demonstriert. Von ersten Schikanen bis zu Massenerschießungen leiden die Einheimischen unter den Besatzern. Regisseur Juraj Herz hat sich für die Ringform entschieden: d.h. der Anfang und das Ende zeigen ähnliche bis gleiche Aufnahmen von Drangsalierungen durch die Wehrmacht. Die Wiederholung am Schluss geht noch tiefer unter die Haut, weil man jetzt Zusammenhänge erkennt. Auch Habermanns Entwicklung von ahnungslosen Optimisten zum realistischen Oppositionellen wird eindrucksvoll geschildert. Dabei hat er nur seinen Betrieb und seine Arbeiter im Sinn – egal ob Deutsche oder Tschechen, Juden oder Christen. Die Zivilcourage seiner Frau Jana verfängt beim Sturmbandführer nur vorübergehend, solange dieser sich Chancen bei der jungen Frau Habermann ausrechnet. Nach der militärischen Niederlage 1945 geraten alle Deutschen unter Generalverdacht und bekommen Rache und Vergeltung zu spüren. Unter den Nazis galt Habermann als Judenfreund, unter den Tschechen als Naziabkömmling. Die nichtexistierende Staatsmacht erlaubt Plünderungen und Vandalismus. Der Mob regiert auf der Straße. Alle werden über einen Kamm geschoren. Habermann sowie Jana werden prominente Opfer. Aber auch der Widerstand regt sich: Koslowski fährt bei seiner überstürzten Abreise in einem Feuerball zur Hölle. Zuvor hat er noch Habermanns Familienschmuck mitgehen lassen. Niedere Instinkte wie Raub und Mordlust bedienen die Ideologische Verbohrtheit. Spannend und ergreifend gemacht, wird der Faschismus wieder einmal entlarvt. Zu Recht preisgekrönt. Es wird ungeschönt Kante gezeigt.
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Di, 19.11.2019
TV | Der Eid
Der Meineid4 Sterne
Ein spannender Island Krimi, der im Winter spielt, das Eis des Landes atmosphärisch voll mit einbezieht und mit einem diskussionswürdigen Ende aufwartet. Die Familie des Gehirnchirurgen Finnur (Regisseur Baltasar Kormakur) wird erschüttert als Tochter Anna (Hera Hilmar) drogenabhängig wird und sich in den Dealer Ottar (Gisli Öm Gardarsson) verliebt. Vater Finnur kidnappt Ottar, hängt ihn an einen Tropf und pumpt ihn vorübergehend voller Drogen. Als der sich befreit, muss Finnur ihn erschlagen. Der Chirurg pendelt zwischen Leben retten und Leben zerstören hin und her. Er muss geordnete Verhältnisse vortäuschen und den Kontakt zu Anna aufrechterhalten. Die Polizei kann Finnur nur schwerlich ein Verbrechen nachweisen und die Beziehung zu seiner Tochter bleibt am Ende wohl auf der Strecke. Der Vater wollte nur das Beste für sie, gerät aber in eine Gewaltspirale, in der er selbst zum Täter wird. Regisseur Kormakur lässt mit eisigen Bildern die Zuschauer trotz heißer Action die Kälte des Nordens spüren und verzichtet auf eine Wertung. Der brachiale Kampf mit dem Dealer wird auch zu einer Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter. Ein ungewöhnlicher Plot, in dem ein Chirurg seine fachliche Kompetenz nutzt um den Bösewicht auszuschalten. Damit wird sein geleisteter Eid des Hippokrates zum Meineid.

Neueste Bewertungen

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Testo
schrecklich ...0 Sterne

.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.

So, 19.11.2023 von frge

TV | The Masked Singer
Naja, muss nicht sein2 Sterne

Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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