Sa, 27.06.2009TV | GrasgeflüsterHanf für alleEs ist ein Heidenspass für die ganze Familie. Wer das englische Dorfidyll mag, kommt voll auf seine Kosten. Es wimmelt von schrägen Vögeln und schrulligen Käuzen. Gleich die erste Szene bringt es auf den Punkt: ein kiffender Totengräber, der ein französisches Lied auf einem Friedhof in Cornwall singt. Damit nach der allgemeinen Haschorgie die Handlung nicht vollends zum Klamauk wird, gibt es noch eine literarische Wende: “Joint Venture” heißt das Buch, das die Heldin Grace (ganz toll Brenda Blethyn) nach ihren Erfahrungen schreibt und mit dem sie gerettet ist, wie der Originaltitel verspricht. Es ist also ein ‘gemeinsames Unternehmen’, denn das halbe Dorf ist am Hanfanbau beteiligt und es ist auch ein ‘Joint-Erlebnis’, wenn der ganze Anbau verbrennt und frei inhaliert werden kann. Locker, lustig nicht ganz ernst gemeint mit Charme und Witz. | |
Fr, 26.06.2009TV | TapetenwechselHerzerwärmendDas Liebeskarussell dreht sich zwischen vier jungen Leuten. Da ist zunächst David (Emmanuel Mouret, auch Regie), der Schüchterne und Verständnisvolle, dann Julia (Fanny Valette), die stille Schlaftablette. Daneben gibt es noch Anne (Fréderique Bel), die Realitätsferne, die in einer Scheinwelt lebt und Julien (Dany Brillant), der Draufgänger. Der Motor, der alles vorantreibt sind die kleinen Schwindeleien und Halbwahrheiten, mit denen sich alle Beteiligten aus dem jeweiligen Schlamassel zu befreien versuchen. Aber auch ihre jugendliche Unsicherheit wird in den langen Dialogen deutlich, in denen sie Rat suchen und geben. Und oft ist ein Umzug die Lösung aller Probleme. Auch wenn schon bald klar ist, wer wen nach all den Irrungen und Wirrungen kriegt, ist es ein Film, der etwas Sonne in den grauen Alltag bringt. | |
Do, 25.06.2009TV | Wunder dauern etwas längerKein WunderDieser groteske Film nimmt die Heiligenverehrung in der katholischen Kirche auf die ironische Schippe. Er geht dabei aber äußerst betulich vor. Esprit und Witz sind im Urlaub, die Situationskomik quält sich so über die Runden. Für die Freunde der Kirche ist diese Veralberung immer noch ein Affront, für die, die die Sache etwas distanzierter sehen, ist das Ganze zu flach und zu wenig pointiert. Was soll’s also? Ein Füller fürs Nachtprogramm. | |
Mi, 24.06.2009TV | Khadak - Die Farbe des HimmelsMongolisches SteppenmärchenNachdem man sich an die überlangen Einstellungen gewöhnt hat, erschließt sich einem diese mongolische Zauberwelt. Mit teils surrealistischen Bildern wird eine erahnbare Geschichte erzählt: eine unerfüllte Beziehung vor dem Hintergrund einer Land-Stadt Problematik, hier eher Steppe–Plattenbau, die durch einen symbolischen Song ’Hier ist was faul’ verdeutlicht wird. Die Frage, ob der Schamane Epilepsie hat, entlockt uns ein Schmunzeln. Vor allem weckt der Anfang das Interesse der Zuschauer und leitet in die fabelhafte Welt jenseits der Realität hinüber. | |
Mi, 24.06.2009TV | True NorthFische und MenschenEin eindrucksvolles, preisgekröntes Spielfilmdebüt von Steve Hudson, in dem er ein aktuelles Problem thematisiert: Migration. Und das gelingt ihm auf grandiose Weise, weil er spannend, aber auch sensibel und mit hinreißenden Bildern erzählt. Die Aufnahmen sind nicht im Studio, sondern auf hoher See gemacht und wirken umwerfend authentisch. Ein Vater- Sohn Problem im Kampf ums Überleben und das alles vor dem Hintergrund einer zugrundegehenden Fischereiindustrie. Ironischerweise ging der Kapitän, dessen Trawler für die Aufnahmen gemietet worden war, kurz nach dem Abschluss der Dreharbeiten in Konkurs. Die Schauspieler Mullan, Lewis und Compston sind für den Job wie geschaffen und fesseln uns bis zum Schluss, wo Hudson noch mit zwei völlig überraschenden Wendungen aufwartet. Ein Wahnsinnsfilm in mehrfacher Hinsicht. | |
Di, 23.06.2009TV | Tanz in die FreiheitMusik macht freiEigentlich passiert nichts Spektakuläres in diesem Mädelsfilm. Fünf davon leben recht und schlecht auf einer Farm in Irland. Kate, die Älteste (Meryl Streep) beherrscht alle und entscheidet bis in das Intimleben ihrer Schwestern mit hinein und kann doch das Auseinanderfallen des Clans nicht verhindern. Ein typisch irischer Film, der alle wichtigen moralischen Fragen in Bezug auf das Zusammenleben von Mann und Frau thematisiert und ganz auf Atmosphäre und Gefühl setzt. Bezugnehmend auf den Originaltitel spielen Musik und Tanz eine wichtige Rolle. Die beiden männlichen Vertreter sind wohl eher von symbolischen Wert: der eine kehrt etwas verwirrt aus den Kolonien heim (Michael Gambon) und den anderen drängt es von der Insel weg ins Ausland, um im spanischen Bürgerkrieg zu kämpfen. Ein leiser Film, der sich wohltuend vom lärmenden Mainstream abhebt. | |
Mo, 22.06.2009TV | King Kong und die weiße FrauAffe liebt FrauKing Kong ist Kult. Fans genießen die etwas staksigen Kämpfe der Vorzeitungeheuer sowie die ruckhaften Bewegungen des ’Hauptdarstellers’. Aber das Höchste sind die Szenen zwischen King Kong und der weißen Frau (Fay Wray), wie sie in seiner Riesenpranke zappelt und so herzzerreißend schreit. Die ewig gleiche, schrille Blechmusik nervt allerdings. Dafür kann man sich an den Trickaufnahmen anno 1933 erfreuen. Sie zeigen uns einen furchterregenden aber auch gefühlvollen, verliebten King Kong mit menschlichen Regungen und einer ausgeprägten Mimik. Die Eingeborenen tragen nette Faschingskostüme und der Showdown auf der Spitze des Empire State Buidlings ist epochal. In diesem Klassiker gibt es aber auch einen kritischen Seitenhieb auf die Sensationsgier des Publikums und die willfährige Presse. Ein zeitloses Thema. | |
Mo, 22.06.2009TV | Die Liebe der Charlotte GrayAlles für EnglandDer Originaltitel besteht nur aus ihrem Namen. Der deutsche Verleiher hat ihn etwas ergänzt, wobei sich dann die Frage aufdrängt ’Wen liebt die Lady hier eigentlich?’ Ihr Land oder die Männer oder beides…? Diese Kriegsromanze liefert Landschaftsbilder wie aus einem Postkartenidyll. Die Handlung enthält manch unglaubwürdige Szene oder überraschende Befreiung. In einem Film, in dem die Resistance eine Rolle spielt, kommt man spannungsmäßig gar nicht ohne Kontrollen und Verhaftungen aus. Hier ist nur eine Szene überzeugend: die Verhaftung der weiblichen Agenten im Bistro. In der zweiten Hälfte kommt dann durch die Judenverfolgung im Vichy-Frankreich doch so etwas wie leichte Spannung auf. Cate Blanchett versucht ihr Bestes und wurde noch nie so optisch aufpoliert in Szene gesetzt. Das Ganze erscheint wie eine Reise im Touristenexpress durch schöne Landschaften. Es kommt nicht viel Gehaltvolles rüber. | |
Do, 18.06.2009TV | Kremen - Herz aus StahlNeu in MoskauEin deprimierendes Portrait der russischen Gesellschaft in der Zeit nach der Perestroika. Der alte Machtapparat ist verschwunden zusammen mit den Werten, die jedem Einzelnen früher einmal Halt gaben. Jetzt herrschen nur Gewalt und Kriminalität – im Dschungel der Großstadt – Korruption und Vetterleswirtschaft innerhalb der Polizei. Und hier will ein Newcomer aus der Provinz überleben. Er eckt an, passt sich an und wird Teil der mörderischen Truppe, die oben schwimmt. Nur in der Liebe klappt es nicht. Die Figuren offenbaren ihre eigene Hilflosigkeit, indem sie immer wieder die wenigen Worthülsen, die sie zur Verfügung haben ständig wiederholen. „Hilf uns, dass wir dir verzeihen können.“ oder „Mein Wort ist hart wie Stahl.“ Unbarmherzig brutal, kalt und unmenschlich ist diese Welt, in der es eigentlich keinem richtig gut geht. Dies Drama kommt fast im Stil einer Dokumentation daher, ist also für uns ein anschauliches Lehrstück. | |
Mi, 17.06.2009TV | Die Legende von Bagger VanceGolfen für FortgeschritteneDer Film ist nur was für Golfer. Auch das Ganze Drum und Dran mit der Selbstfindung wirkt irgendwie aufgesetzt. Bleibt halt die Legende. Nur was für Gläubige. Und dass Matt Damon am Ende der Sieger ist, war ja wohl von Anfang an klar, von allen um den Hauptgewinn beneidet. Charlize Theron versucht das Beste aus der oberflächlichen Rolle zu machen und glänzt eigentlich nur durch die Vielfalt ihrer Hüte und den Augenaufschlag. Instinktiv ist man versucht, nach dem schnellen Vorlauf zu suchen. Einzig der Rahmen, den der gute alte Jack Lemmon liefert, bleibt ansehnlich. Redfords schwächster Streifen. |
Mi, 14.02.2024 von amd2064
Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage
Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens
.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.
So, 19.11.2023 von frge
Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...
So, 06.08.2023 von WoWie
Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...
Di, 31.01.2023 von DanielAK
Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr