Fr, 12.02.2010TV | Im Reich der SinneTödlicher SexWas in den 70er Jahren als Porno galt, der verboten wurde, schockiert uns vielleicht heute immer noch wegen der gewagten Kameraeinstellungen im Genitalbereich. Doch jetzt fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit mehr auf das intellektuelle Konstrukt von Nagisa Oshima. Er beschreibt die Entwicklung einer sexuellen Obsession. Die Schreie der Lust werden immer mehr von den Schreien der Schmerzen überdeckt. Gewalttätigkeit kommt hinzu. Logischerweise kann dann die letzte und höchste Lust erst bei gleichzeitig eintretendem Tod empfunden werden. Die Frage, die man sich dabei allerdings stellen kann, ist die: Überwiegt nicht der natürliche Überlebenswille des Menschen gegenüber dem Wunsch nach ultimativem Lustgewinn. Oshima gibt eine fürchterlich blutrünstige Antwort, obwohl er sie kurz davor noch durch einen Verfremdungseffekt abmildert. Egal, was man von dem gewagten Kunstwerk hält, unbestritten sind seine optischen Qualitäten. | |
Do, 11.02.2010TV | Das GlashausFamilie GlasWas sich in der doppelten Bedeutung des Titels bereits ankündigt, wird dann konsequent durch einen zweigleisigen Handlungsverlauf weitergeführt. Ort des dramatischen Krimis ist das meistens aus Glas bestehende Haus der Familie Glass. Und es gibt neben dem üblichen Terror der bösen, geldgierigen Pflegeeltern, die auch noch Drogen nehmen und Saufen, noch einen weiteren Handlungsstrang mit mafiaähnlichen Kredithaien. Das alles zusammen ergibt einen superspannenden Krimi, in dem die Hauptdarsteller restlos überzeugen. Das emotionslose Gesicht von Leelee - Jeanne d’Arc - Sobieski beherrscht die Szene. Vor allem der langsame Aufbau der Spannung, in dem hinter einer anfangs freundlichen Maske immer mehr das Böse durchschimmert und das suspensemässig hinausgezögerte Ende der Story hinterlassen einen bleibenden Eindruck, der auch noch von der durchgängig gestylten Optik untermauert wird. | |
Mi, 10.02.2010TV | Die Brücke von AmbrevilleUnd Tschüss Baby!Da hat sich Gerard Depardieu zum zweiten Mal als Regisseur versucht. Der Originaltitel dieser Schmonzette lautet Eine Brücke zwischen zwei Flüssen. Er spielt selbst den Hahnrei, dem seine Frau (Carole Bouquet) Hörner aufsetzt. Es fällt einem schwer ihm den sanften, verständnisvollen Ehemann abzunehmen, der stumm vor sich hinleidet. Vielleicht möchte er sich ja mal als so ein Typ sehen. Ergebnis: alles zu seicht! Auch seine Frau ist als Figur unklar gezeichnet. Wenn die Kamera sie am Ende im Rundumschwenk allein am Meer stehen lässt, stehen wir im Regen in der Kälte und fragen uns: He? Ist das das Filmende? Ja wie jetzt? Total unbefriedigend. Total missraten als Regiearbeit, vom Drehbuch her und der Leistung der Schauspieler. Tonne auf und rein damit! | |
Di, 09.02.2010TV | Grosse Pointe Blank - Ein Mann, ein MordLiebling lass das Morden seinEin Klassentreffen nach zehn Jahren bietet bereits genug Stoff für eine Komödie. Wenn dann noch ein Profikiller (John Cusack) heimkehrt, der nicht nur am Ort einen Auftrag ausführen muss, sondern selbst zum Gejagten wird, dann geht’s wirklich rund. Ein schwungvoll inszenierter Lachkrimi mit den anderen Hauptdarstellern (Driver, Arkin und Aykroyd) in toller Spiellaune. Flotte Sprüche und jede Menge Gags begleiten die Handlung, die in eine herrliche Riesenballerei mündet. Der Soundtrack bringt’s voll aus den achtziger Jahren und bringt den Zuschauer in die rechte Stimmung. Da passen auch Nenas ’99 Luftballons’ gut ins Bild. Es fehlt dann nur noch eins: eine Love Story! Und die gibt’s natürlich gratis dazu. | |
Di, 09.02.2010TV | AlphavilleKalte neue WeltEs ist schon genial, mit welch raffinierten, visionären Facetten Godard eine Welt beschreibt, die vom Computer Alpha 60 beherrscht wird. Die Bewohner unterscheiden sich von der Außenwelt durch ihren Wortschatz. Statt „Hallo!“ oder „Tschüss!“ sagen sie „Es geht mir gut. Bitte, Danke.“ Bezeichnenderweise fehlen ihrem Vokabular Worte wie ’Liebe, Gewissen oder Gefühl’. Es ist verboten das Wort ’warum?’ zu benutzen und ihre Gesten passen nicht zu ihren Worten: man nickt, wenn man ’Nein’ sagt und zur Bejahung schüttelt man den Kopf. Natürlich bekommt am Ende der Held die Schöne (Anna Karina), aber erst nachdem sie das erlösende ’Ich liebe dich’ gehaucht hat. Manches ist heute nach über 40 Jahren etwas gewöhnungsbedürftig. Und echte Negativbilder, wie hier, sieht man im Film nicht allzu oft. Auch wenn Lemmy Caution mal rumballert und sich prügelt - aber nur kurz - so wird doch mehr Wert auf die Darstellung des Lebens in einer futuristischen, totalitären Welt gelegt. | |
Mo, 08.02.2010TV | Die QueenHelen ist die QueenDer Film ist nicht nur eine Perle für anglophile Monarchisten, er bringt auch denen etwas, die an Zeitgeschichte interessiert sind, denn er ist historisch äußerst genau. Genial hat Frears und sein Drehbuchautor just einen Ausschnitt aus der langen Regentschaft von Elisabeth II. herausgegriffen, in dem mit dem Tod von Prinzessin Diana und der Reaktion der Queen daraufhin die Frage nach dem Sinn der Royals in der heutigen Zeit überhaupt diskutiert wird. Auch die einflussreiche letztlich für die Queen rettende Rolle von Premierminister Tony Blair wird genau beleuchtet. Den Part der Antimonarchisten übernimmt rotzfrech und schwungvoll Cherie Blair. Mit großem Einfühlungsvermögen, geistreichen Dialogen, subtiler Ironie und Liebe zum Detail ist der Film ein Leckerbissen für jeden aufgeschlossenen Zeitgenossen. Helen Mirren spielt nicht nur die Rolle der Queen, sie ist die Queen. Nicht nur, weil sie ihr so ähnlich sieht. Man begreift, dass sie ein Produkt ihrer Erziehung ist. Sie hat gelernt, dass man keine Gefühle zeigt. Folglich trägt sie auch nicht das Herz auf der Zunge, sondern macht viel eher aus ihrem Herzen eine Mördergrube. Man versteht ihr Verhalten, spürt die eisige Distanz zu ihrer Umgebung, unter der sie vielleicht sogar leidet und hat am Ende verständnisvolles Mitleid mit der letzten großen Monarchin unserer Zeit. | |
So, 07.02.2010TV | Im Kopf des MördersSchizophrener SerienkillerEin Krimi in der endlosen Reihe von Ermittlungsfilmen, die auf einer wahren Begebenheit beruhen. Der Titel besagt bereits, worum es geht und auch der Zuschauer ist schnell im Bilde. Eine gespaltene Persönlichkeit (beeindruckend Thierry Frémont) berichtet dem Kommissar über die Morde, die er nicht begangen hat, sondern, die er nur als Außenstehender mitangesehen hat. Ganz nebenbei entwickelt sich ein kameradschaftliches Verhältnis zwischen Täter und Ermittler, das zur Obsession wird. Ganz ruhig und unaufgeregt wird Steinchen auf Stöckchen gesetzt und man meint einer Doku zuzuschauen. Wie ordentliche Polizeiarbeit abläuft, weiß man allerdings inzwischen bereits und der Fortschritt bei den technischen Methoden reißt uns auch nicht mehr vom Stuhl. | |
Sa, 06.02.2010TV | Purely Belter - Ticket für ein JahrDas Leben ist die beste SchuleDas ist ’Brit Working Class Comedy at its best’. Wie immer wird auch hier die Mentalität ‘Wir da unten, ihr da oben’ demonstriert. Dabei ist es die geniale Mischung aus urkomischen Situationen und ernsten Szenen, die niemanden kalt läßt. Diesmal stehen zwei fußballverrückte Jungs im Mittelpunkt. Das Ambiente ist absolut authentisch und gipfelt unter anderem im Auftritt von Alan Shearer. Der Soundtrack (John Lennon / Aran Katschaturian) unterstreicht gekonnt die Atmosphäre und nach einem bunten, äußerst unterhaltsamen Strauss von Ideen überrascht uns Mark Herman am Ende mit einer sowohl glaubhaften als auch amüsanten Lösung. Der etwas sonderbare Titel, der soviel bedeutet wie ’Reines Gegröle’ bezieht sich wohl auf das Verhalten der Fans im Stadion. Ein Spaß nicht nur für Fußballfans. | |
Fr, 05.02.2010TV | Der SohnVergelten oder verzeihenEs passiert fast nichts in diesem Film, was äußerlich sichtbar ist, denn das eigentliche Drama spielt sich im Innern der Hauptfigur (Olivier Gourmet) ab. Lange Einstellungen, weitgehend ohne Worte dafür vielsagende, tastende Blicke und die Kamera sitzt dabei Olivier meistens fast im Nacken. Das Ganze spielt in einer nasskalten, unfreundlichen Umgebung. Es ist ein Versuch die innere Auseinandersetzung zwischen Vergeltung und Verzeihen sichtbar zu machen. Erst ganz allmählich wird in den wenigen, wortkargen Dialogen das zurückliegende Ereignis offenbart: der Vater, ein Ausbilder für Schreiner, trifft auf einen Azubi, der seinen Sohn ermordet hat. Als alles gesagt ist, kommt der Vater in eine Position, die der seines mordenden Lehrlings damals bei dem Verbrechen ähnelt. Und die Dardenne-Brüder finden eine Antwort auf die Frage nach Rache oder nicht. | |
Di, 02.02.2010TV | IP5 - Insel der DickhäuterAbschied von YvesDer Titel ist so geheimnisvoll wie der tiefe Sinn dieses Märchens. Ein bisschen Öko, ein bisschen Mystery und auch ein ganz klein wenig Esoterik - beginnt es mit munteren Sprüchen im Randgebiet von Paris und führt drei Typen zusammen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und die wir im Laufe der Handlung ins Herz schließen. Dann geht es über den Gegensatz Großstadt-Natur auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, wobei uns Yves Montand beeindruckt - und zwar vom seinem langerwarteten, ersten knallartigen Erscheinen bis hin zu seinem stillen Verschwinden… Es mündet in einen Abgesang auf die verpassten Gelegenheiten des Lebens, mit Täuschungen und humorvollem Selbstbetrug und ganz vielen Tränen. Yves wandelt dabei stets gefährlich nahe am Abgrund, schwankt zwischen Verzweiflung und Trostspender und überschreitet doch nie die Grenze zum Kitsch. Ein durchaus würdiges Leinwand-Ende eines unvergessenen Stars. |
Mi, 14.02.2024 von amd2064
Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage
Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens
.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.
So, 19.11.2023 von frge
Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...
So, 06.08.2023 von WoWie
Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...
Di, 31.01.2023 von DanielAK
Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr