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So, 15.09.2019
Kino | Das Waisenhaus
Sichtbare Gedanken4 Sterne
Der Horror wird systematisch gut aufgebaut und von Schockern unterstützt. Das Grauen lebt aber atmosphärisch von einer wunderschönen alten Villa, in der Laura (Belen Rueda) und ihr Mann Carlos (Fernando Cayo) ein Waisenhaus für behinderte Kinder einrichten wollen. Laura lebte hier als Kind. Sie hat Simon (Roger Princep) einen HIV-positiven Buben adoptiert. Simon wird zusehends abweisender, eine mysteriöse Sozialarbeiterin Benigna (Montserrat Carulla) taucht auf. Regisseur Bayona nutzt alles was gruselig ist: vom Poltergeist-Effekt über Voodoo bis hin zu Träumen unter Wasser. Sogar eine Séance mit dem Medium Aurora (Geraldine Chaplin) kommt zum Einsatz. Und C.G. Jung wird erwähnt… Spannungsgeladene Stille wechselt mit knarrenden Türen und Holter-di-Polter Klopfen. Laura schluckt Pillen. Benigna wird ins Reich der Toten geschickt und Laura findet ihren Sohn, der verflüchtigt sich unter der ihn einhüllenden Decke. Die Mystery Schiene wird konsequent zu Ende gefahren: Laura sitzt mitten unter den Heimkindern von früher, die verschwinden, Carlos kommt findet Staub und tote Blätter, schaut in die Ferne und lächelt. Der Mystery Fan sieht das Spektakel mit verklärten Augen. Es ist ja auch keineswegs langweilig. Denn die Message lautet ‘Nicht sehen um zu Glauben, sondern glauben um zu sehen.‘ Verdeutlicht wird das durch den anfangs eingeführten Leuchtturm: der leuchtet, doch man sieht es nicht – erst am Ende…Schon Saint-Exupéry wusste ‘man sieht nur mit dem Herzen…‘ Für Fans ein Edelstein, für die anderen spannende Unterhaltung. In Spanien gab’s jede Menge Preise und viele Goyas.
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Sa, 14.09.2019
Kino | The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit
Kampf, Blut und Hass3 Sterne
Es muss Nate Parker wohl ein echtes Anliegen gewesen sein, diesen Film zu machen. Er hat am Drehbuch mitgearbeitet, die Regie und auch die Hauptrolle übernommen. Der Titel erinnert an das legendäre Monumentalwerk von D.W. Griffith von 1912, hat aber damit soviel zu tun wie Apfel mit Apfelsine. Hier geht es um einen historische belegten Sklavenaufstand Anfang des19. Jahrhunderts. Das wird auch old-school-mäßig anschaulich erzählt. Es endet in einem Blutrausch und Pathos. Ersteres mag noch in Ordnung gehen. Die Weißen sind halt klischeehaft fast alle Schweine und die Farbigen die ‘Nigger‘. Da kann sich der aufgestaute Hass schon mal entladen. Aber das Pathos am Ende, das als Zuckerl verwendet wird mit gelegentlich erhobenem Zeigefinger verwässert die bis dato ganz gute Handlung. Der Freiheitskampf der farbigen Sklaven verkommt zu einem Auftritt einer Killerbrigade. Da bleibt vom Revanchegedanken der Weißen, die natürlich obsiegen, nur ein leicht verdauliches Palliativ übrig. Gut gemeint, gut verkauft, aber am Ende versackt der Plot in der Vollstreckungsjustiz. Einiges erinnert an 12 Years a Slave, das aber mit viel mehr emotionaler Wucht unter die Haut geht. Das farbige Darstellerensemble macht einen eindrucksvollen Job, allen voran Nats Ehefrau Cherry (Aja Naomi King). Die Geburt dieser Nation beruht auf Kampf, Blut und Hass. Schaut man nach Amerika, könnte dieser Film eventuell noch visionäre Qualitäten enthalten.
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Fr, 13.09.2019
Kino | A War (Krigen)
Der Krieg an sich4 Sterne
Seltener Plot: eine dänische Einheit kämpft in Afghanistan, gerät in einen Hinterhalt der Taliban. Es gibt Tote unter den Kameraden und den Einheimischen. Regisseur Lindholm stellt die Frage nach der Verantwortung und nach der Priorität der Entscheidungen. Das dänische Kontingent unter C.M. Pedersen (Pilou Aspaek) war auf einem Patrouillengang. Sie sollten die Einheimischen vor den Übergriffen der Taliban schützen. Gleichzeitig ist es aber auch Pedersons Auftrag, seine Kameraden heil nach Hause zu bringen. Dort wartet auf den Befehl habenden Offizier seine Frau Maria (Tuva Novotny) und drei kleine Kinder. Zwischen diesen beiden Örtlichkeiten pendelt der Film hin und her, bis Pedersen der Prozess vor einem Militärgericht gemacht wird. Die Anklage geht der Frage nach: war es gerechtfertigt Luftunterstützung anzufordern, sodass mehrere Zivilisten ums Leben kamen darunter Frauen und Kinder? Eins der schulpflichtigen Kinder von Pedersen wird verhaltensauffällig, Maria drängt ihn, wenn es sein muss, einer Gefängnisstrafe durch eine Lüge zu entgehen. ‘Der Vater muss der Familie erhalten bleiben.‘ Dass die Soldaten im Fronteinsatz ständig ihr Leben riskieren, spielt im Prozess keine Rolle. Die Befehlshierarchie ist wichtig und muss unbedingt eingehalten werden. Ein Kamerad rettet durch seine Aussage Pedersen vor der Verurteilung. Die intensive Behandlung des Themas packt den Zuschauer durchaus und wirft ein Streiflicht auf eine längst fällige Kriegsproblematik von heute, wo Einsätze von weit weg initiiert vor Ort ausgeführt werden.
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Do, 12.09.2019
TV | Verleugnung
Fake News gegen Redefreiheit4 Sterne
Der Film beruht auf Fakten und richtet sich vornehmlich an historisch interessierte Zuschauer. Hier geht es um den Holocaust. Da es heute aber immer noch oder immer wieder Leute gibt, die den Massenmord der Nazis an den Juden leugnen, ist der Film von Mick-Bodyguard-Jackson ein wichtiges Zeitdokument, das ganz ohne historische Aufnahmen vom Ort des Grauens auskommt. Die Berater um die Angeklagte Deborah Lipstadt (Rachel Weisz) fahren nur mal zu einem Ortstermin nach Auschwitz. Notgedrungen muss es lange Dialoge geben und ausführliche Szenen vor Gericht. Hier brilliert Anwalt Rampton (Tom Wilkinson). Der Nicht-Historiker David Irving (Timothy Spall), der in den 60er und 70 Jahren tatsächlich durch die BRD getourt ist und Vorträge gehalten hat, im Sinne der Holocaust Verleugnung, verklagt Frau Lipstadt wegen Verleumdung. Nach dem englischen Rechtssystem muss der oder die Angeklagte – also Deborah Lipstadt die Schuld bzw. Unschuld des Klägers beweisen und nicht wie sonst üblich umgekehrt. Der Ausgang des Verfahrens ist kein Geheimnis. Interessant ist nur, wie das Urteil zustande kommt. Wenn Irving wirklich glaubt, was er da verbreitet, ist er kein Lügner. Sträflich ist allerdings, wenn man sich auf die Redefreiheit beruft und dabei Fakten verdreht und Beweise manipuliert. Trotz emotionaler Unterkühlung ist der Film äußerst lehrreich und dank der guten Darsteller auch interessant.
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Mo, 09.09.2019
TV | The Ides of March - Tage des Verrats
Ermordung der Menschlichkeit4 Sterne
Das ist wieder mal einer der besseren Filme von und mit George Clooney. Was den Titel betrifft so ist das nur für die Zielgruppe der gebildeten Zuschauer interessant oder für die, die Herrn Google fragen. Clooney spielt den Gouverneur Morris, der sich um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewirbt. Wir werfen einen Blick hinter die Wahlkampfkulissen. Da wird mit harten Bandagen gekämpft: es gibt Lagerwechsel, Erpressung und Mord. Stephen Meyers (Ryan Gosling) arbeitet für Morris und schläft mit der jungen Praktikantin Molly (Evan Rachel Wood). Die hat es auch mit dem Gouverneur getrieben und ist von ihm schwanger. Nach einer Abtreibung, die Stephen für sie bezahlt, wird Molly tot aufgefunden. Wer’s war ist klar. Meyers kann nun Morris erpressen. Nach langer Anlaufzeit kommt endlich Spannung in den Plot. Zuvor hatten sich die gegnerischen Wahlkampfleiter bekriegt: Philip Seymour Hoffman für die Morris-Truppe und Paul Giamatti für den Gegenkandidaten Pullman. Journalistin Ida (Marisa Tomei) versucht ihr eigenes Süppchen zu kochen, wird benutzt, wenn’s einem in den Kram passt und fallen gelassen wie die besagte Heiße Kartoffel, wenn nicht. Skrupellosigkeit feiert fröhliche Urständ. Hier ist der Mensch dem Menschen ein Wolf. Trotz dieser schmutzigen Geschäfte im Hintergrund dreschen die Politiker weiterhin in der Öffentlichkeit leere Phrasen von Anstand, Respekt und Loyalität. Höhepunkt ist der geschliffene Dialog zwischen Moor und Meyers, bei dem klar wird, dass dem Wahlkampfleiter handfeste Beweise fehlen und der Gouverneur volles Risiko geht, weil er ahnt, dass Meyers nichts gegen ihn in der Hand hat. Er kann ihn nur zu seinem leitenden Mitarbeiter befördern. Trotz aller eiskalten Gerissenheit lässt das Drehbuch, an dem Clooney mitgearbeitet hat noch jede Menge Emotionen zu. Nette Verbeugung vor Alfred Hitchcock: am Ende holt eine neue, junge Praktikantin Kaffee.
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Mo, 09.09.2019
Kino | Liebling, ich werde jünger OV
Quatsch mit Affen, Unfug mit Affen3 Sterne
Je nach Laune, immer wieder gern gesehen. Professor Fulton (Cary Grant) hat ein Verjüngungsmittel erfunden und probiert es an sich selbst aus. Andere probieren auch davon und werden ungewollt zu infantilen Kids. Cary Grant, der Mann, der eine Brille trägt mit Gläsern wie der Boden einer Colaflasche, ist der größte Kindskopf der Gegend. Er hält nach dem Selbstversuch mit den Kids Kriegsrat, stimmt einen Kriegsgesang an, macht um einen Marterpfahl, an dem sein alter Jugendgegner Hank (Hugh Marlowe) festgebunden wurde, einen Kriegstanz und verwandelt das Labor in ein Chaos. Die junggewordenen Erwachsenen treiben etlichen Schabernack und albern rum, was das Zeug hält. Das Mittel wirkt natürlich nur eine gewissen Zeit. Die verbringt Fulton auf einer Spritztour mit Miss Lois (Marilyn Monroe), der Sekretärin seines Chefs Oxley (Charles Coburn). Leider spielt hier M.M. nur eine kleine Nebenrolle, die sie aber nutzt, um ihre Figur ins rechte Licht zu setzen. In den prüden 50er Jahren waren Oberschenkel und Strumpfband schon der Gipfel der Freizügigkeit. Und Fulton ist natürlich verheiratet mit Edwina (Ginger Rogers) und ihr absolut treu. Die Ehefrau passt höllisch auf, dass Fulton nichts anstellt, hat aber Lois schon bemerkt, nennt sie ‘eine erotische Atombombe‘. Fultons Chef nennt sie ‘hübsch aber dämlich‘. Alles versinkt hinter dem unabdingbaren Happy End. Und eine Volksweisheit gibt’s als Zugabe: ‘Alt ist, wer vergisst, dass er jung ist.‘
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Sa, 07.09.2019
Kino | Edward II OmU
Isabellas Rache4 Sterne
Das Drama um den schwulen englischen König nach Vorlage von Marlowe hat Derek Jarman in eine zeitlose Tragödie um Liebe und Macht, Zuneigung und Sexualität, Treue und Verrat verarbeitet. In einer kahlen, monumentalen Ausstattung arbeitet er mit starken Verfremdungseffekten aus der Jetzt-Zeit: es wird geraucht und man ist modisch gekleidet. Es gibt kleine Spielroboter und Erschießungskommandos, Schwulendemos und echte Fotos. Der angenehme Höhepunkt dieser V-Effekte ist der Song von Annie Lennox und das Überraschendste der Weihnachtsbaum von Rocher. Daneben gibt es groteske Ballettszenen, in denen man ein Streichquartett sieht, aber eine Hammondorgel hört. Die abgewiesene Ehefrau (wunderschön Tilda Swinton) schmiedet eine Dreieropposition. Mit dem Heerführer teilt sie Thron und Bett - vorübergehend -und den Bruder des Königs beseitigt sie mit einem Vampirbiss. Den wahren Tod dieses Königs deutet Jarman nur im Traum an. Es ist dies die härteste Bestrafung für einen Homosexuellen und sie hinterlässt äußerlich keine Spuren. Von Marlowe bleiben eigentlich nur noch einige Dialoge übrig. Zeitlos genial, Arthouse total.

Neueste Bewertungen

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Testo
schrecklich ...0 Sterne

.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.

So, 19.11.2023 von frge

TV | The Masked Singer
Naja, muss nicht sein2 Sterne

Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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