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Di, 03.09.2019
Kino | Der eiskalte Engel
Ein Engel wie flüssiger Sauerstoff4 Sterne
Hauptdarsteller Alain Delon in einem seiner besten und auch für seine Karriere wichtigsten Film. Regisseur Melville erreicht mit knappen Dialogen, minimaler Mimik eine Intensität, aus der eine außerordentliche Spannung heraus erwächst. Delon ist hier als Jef Costello so unterkühlt wie flüssiger Sauerstoff. Dabei ist es ein ganz simpler Plot. Costello, ein Auftragskiller, wird unvollständig bezahlt. Also ist in der Folgezeit sowohl der Auftraggeber, der einen weiteren Mord für ihn bereithält, als auch die Polizei (Kommissar Francois Périer) hinter ihm her. Den Auftraggeber kann er ausschalten, die Polizei nicht. Seine Freundin Jane (Natalie Delon, damalige Ehefrau von Alain) und auch die Pianistin Valérie (Cathy Rosier) die ihn gesehen hat, verraten nichts. Das totale Überwachungsnetz der Polizei zieht die Schlinge um Costellos Hals immer enger. Gemäß dem Titel und weil er die übermächtige Präsenz der Polizei ahnt, geht er in die Bar, wo Valérie spielt und richtet seine Pistole auf sie. Die Sicherheitsorgane tun ihre Arbeit. In Costellos Colt waren keine Patronen. Völlig unspektakulär beendet dieser Thriller das Katz- und Mausspiel der gegnerischen Parteien. Über Costellos Zitat lässt sich anschließend vortrefflich diskutieren: ‘Ich verliere niemals. Niemals wirklich.‘ Großartiger Klassiker, der durch seine formale Gestaltung für viele richtungsweisend ist und der Alain Delon unsterblich machte. Alle nachfolgenden eiskalten Engel sind kalter Kaffee dagegen.
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So, 01.09.2019
Kino | Der Große Diktator
Heil Hynkel5 Sterne
Das ist wohl Charlie Chaplins größter Film und außerdem die gelungenste Satire über den Nationalsozialismus. Der Plot ist so genial mit der Doppelrolle es Diktators Hynkel (die große Politik betreffend) und der jüdische Friseur im Ghetto (mit Bezug auf das Alltagsleben der kleinen Leute). Dabei ist fast nichts frei erfunden. Alles hatte sich so oder so ähnlich zugetragen. Angefangen von den Schützengräben des 1. Weltkrieges über die brennenden Häuser (Synagogen!?) bis hin zur namentlichen Verballhornung der Akteure: z.B. Benito Mussolini heißt Benzino Napoloni. Österreich heißt Osterlitsch und die Nazigranden erkennt man, wenn man ihre Namen hört: Feldmarschall Hering oder Dr. Gorbitsch (im Original klingt das nach ‘Abfall‘. Jüdische Konten werden eingefroren, die SA randaliert Geschäfte. Chaplin muss gut recherchiert haben. So hört man z.B. Details wie ‘es gibt Sägemehl im Brot (stimmt!). Hynkels Tanz mit dem Globus als Luftballon, der am Ende zerplatzt, ist legendär. Die Auslosung des Attentäters mittels Cookies ist alter englischer Brauch. Hier die Variante: wer die Münze in seinem Cookie findet ist es. Nur hatte Hannah (Paulette Goddard) in jeden Kuchen eine Münze mit eingebacken. Und sie ist natürlich Teil der Liebesgeschichte, die dazugehört wie das Mehl zum Kuchen. Nach Plot mit Doppelrolle und Namenangleichung kommt noch der Grammelot dazu. In einer Art Spielsprache mischt Chaplin deutsche Wörter ins allgemein unverständliche Kauderwelsch in Hynkels Reden: ‘Blitzkrieg, straff, Sauerkraut, Leberwurst, Schnitzel u.v.a.m.‘ Und er krönt sein Werk mit einer zeitlos gültigen Rede für Toleranz, Freiheit, Menschlichkeit und Güte. Die Volksmassen jubeln. Die Rede hält natürlich der kleine Friseur in Hynkels Outfit. Danke Charlie für dieses ernst gemeinte Meisterwerk, über das wir so herzhaft lachen konnten.
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Sa, 31.08.2019
Kino | Blondinen bevorzugt
Zwei Leinwandgöttinnen3 Sterne
In diesem Revue Klassiker von Howard Hawks passen der deutsche und der Originaltitel zusammen wie Hand und Handschuh. Die Handlung ist eigentlich völlig Nebensache, solange nur die zwei Kinogöttinnen Marilyn Monroe (Lorelei) und Jane Russell (Dorothy) oftmals im Gleichschritt über irgendeine Bühne tanzen und dabei natürlich singen. Da sind Welthits dabei wie Diamonds Are a Girl’s Best Friend‘. Die Zuschauer der 50er Jahre fanden das äußerst sexy. Egal ob Ozeanüberquerung oder Gerichtssaal, die Showgirls tanzen vor den Männern und verdrehen ihnen den Kopf. Da fallen Gags vom Himmel, wenn die Gaffer alles um sich herum vergessen. Bei der Jagd auf reiche Ehemänner kann schon mal versehentlich ein Dreikäsehoch an ihrem Tisch Platznehmen. Der steckt dann später mit Lorelei buchstäblich unter einer Decke. Wenn der trottelige, steinreiche ältere Herr Sir Francis Beekman (Charles Coburn) ihr kleines Händchen küsst, hat der Knirps sein Pfötchen unter der Borddecke hervorgestreckt. Die Girls swingen durch den Raum egal ob auf einem Ozeandampfer oder in einem französischen Gerichtssaal. Die Welt ist halt eine Revue-Show. Lorelei spielt wieder das Dummchen vom Dienst, während Dorothy es eher knackig mag. Ihr liegt eine ganze Olympiamannschaft zu Füssen. Stellvertretend für die Männerwelt stehen der Richter (Marcel Dalio), der an Dämlichkeit nur noch vom reichen aber heiratswilligen Gus (Tommy Noonan) übertroffen wird. Die teils fassungslosen, teils gierig lüsternen Blicke der Männer sind heute Teil der Komik. Entspannend mit etwas Humor. Die von manchen angeführte Materialismus Kritik kann ich nicht heraushören. Es ist halt nur ein eine Riesengaudi!
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Do, 29.08.2019
TV | Augen ohne Gesicht
Zu seicht2 Sterne
Hinter dem schrecklichen Titel verbirgt sich ein Film, mit dem man heute vielleicht noch Kinder erschrecken kann. Heute ist das nicht mehr Horror, nicht einmal ein Schocker. Das entstellte Gesicht, das man fast nie sieht, der Chirurgentochter Christiane (Édith Scob) soll durch Hauttransplantationen von jungen Frauen aufgemöbelt werden. Der Meister des Skalpells Dr. Rasanoff, Christianes Vater (Pierre Brasseur) und seine Assistentin Louise (Alida Valli) bringen Studentinnen in ihre Gewalt und entfernen ihnen die Gesichtshaut. Die Operation wird penibel genau gezeigt, misslingt aber. Was noch viel schlimmer ist, die Probandin – ein Lockvogel der Polizei - befreit sich unter tatkräftiger Mithilfe von Christianes Ex-Verlobten. Sie lässt die Versuchshunde frei und die weißen Tauben im Park, Louise wird erstochen. Über den Verbleib des Professors kann man nur spekulieren. Die Idee an sich lässt einem die Gänsehaut den Rücken runterlaufen. Die s/w Aufnahmen tun ein Übriges für den Grusel und Alida kann so fürchterlich schauerlich gucken. Ein Hauch von menschlicher Tragik schwirrt durch den Raum, wenn der Chirurg zwischen Forscherdrang und Vaterpflichten abwägen muss. Genau wie Louise, die als Frau Ersatzmutter für Christiane ist, als Rasanoffs Assistentin ihm verpflichtet ist und sich auch noch Hoffnungen auf das Glück mit dem Meister machen kann. Doch von alle dem sieht man nichts. Erst im Nachhinein kann man interpretatorische Experimente über das Gesehene machen. Was sonst? Wenn der Grusel sich verflüchtigt hat!? Da sind die 60er Jahre keine Entschuldigung. Da ging man mitunter viel härter auf das Publikum los in Sachen Horror. Allein die Augen ohne Gesicht, diese weiße Maske, prägt sich ein. Dabei hat Regisseur George Franju in der damaligen Zeit schon ein Dutzend Filme gedreht.
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Mi, 28.08.2019
Kino | Paula
Ihr Leben, ein Fest4 Sterne
Die Absicht und die Atmosphäre stimmen. Christian Schwochow hat mit diesem Biopic gleich mehrfach gepunktet: erstens hat er die fast in Vergessenheit geratene Malerin Modersohn - Becker (1876 – 1907) ins Rampenlicht geholt, zweitens hat er das Porträt einer emanzipierten Frau um 1900 gemacht, die sich in der ausschließlich von Männern dominierten Kunstwelt nur schwerlich durchsetzen konnte und drittens hat er eine Romanze in wunderbare Farben gekleidet, die nie zur Schmonzette abzugleiten drohte, trotz Trennung, Emanzipation und Versöhnung mit Geburt. Diese Romanze verflüchtigt sich zwar in der Folgezeit und heftige Emotionen brechen in den Auseinandersetzungen hervor, bei denen Welten aufeinandertreffen. Die Männer glaubten (manche tun es heute noch), Frauen können gar nicht kreativ sein, außer durch die Geburt und gehörten ohnehin in die Küche und an den Herd. Symptomatisch duellieren sich die stolzen Helden, wenn man sie nicht dran hindert. Und das Drehbuch setzt auch gelegentlich gekonnt auf Symbolik, etwa wenn beim entscheidenden Gespräch zwischen Paula und Ehemann Otto (A.A. Schuch) in Paris Seifenblasen durchs Bild fliegen, als Paula ihn bittet, sie frei zu geben. Die Hauptdarstellerin Carla Juri verkörpert diese Frau exzellent. Sie zeigt sie in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit, die mit einem starken Willen zu kämpfen hat. P.M.B. hatte durchaus eine eigene Sehweise und brachte sie eigenwillig auf die Leinwand. Um ihr Ende nach der Geburt der Tochter etwas abzufedern, lässt Schwochow Paula noch einmal zwischen ihren Bildern hervortreten. So sehen wir recht viel von ihrem abwechslungsreichen, aber typisch femininen Werk.
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Di, 27.08.2019
TV | Mörderischer Engel
Mörderische Geschwister4 Sterne
Ein außergewöhnlicher Thriller aus Frankreich, der leider einen unpassenden Titel hat, denn auf die Hauptfigur Barbara (Charlotte Rampling) trifft nur der erste Teil zu. Barbara ist alles andere als ein Engel. (Soll das etwa ein Iron sein?) Der Originaltitel lehnt sich etwas an 007 an ‘Man stirbt nur zweimal‘. Und auf die Romanvorlage wird im Film Bezug genommen. Da wird der Titel erklärt ‘Er starb mit offenen Augen‘. Der Pianist Berliner wird ermordet aufgefunden. Eine Spur führt zur Edelnutte Barbara. Sie ist mysteriös, sexy und eiskalt und legt sogar den ermittelnden Inspektor Staniland (Michel Serrault) flach, indem sie ihn im Anzug unter die Dusche kriegt. Wenn er sich mit der Edelnutte unterhält, fliegen die Fetzen oder es knistert. Bei Berliners Ehefrau Margo (Élisabeth Guignot, Ex Ehefrau von Gerard Depardieu) kann sich Staniland noch beherrschen. Seine Ermittlungsmethoden sind wirklich ganz anders als man es erwartet. Wenn er z.B. einen Barkeeper (Jean-Pierre Bacri) in die Verhörmangel nimmt, spuckt er ihm die Olivenkerne ins Gesicht, das Glas Wasser, das er für seine Tropfen braucht, schmeckt ihm nicht, er wirft es an die Wand. Staniland kann zum Rüpel oder Schläger werden. Muss aber auch einstecken. Ebenso ergeht es Barbara. Sie glaubt alle Männer um den Finger wickeln zu können und bleibt doch Opfer ihrer Sexsucht. Bis zum Finale, als sich ihr junger Lover Mark (Xavier Deluc) als ihr Bruder outet, mit dem sie es treibt, während Staniland wie das erste Opfer Charley Berliner zuschaut. Der Inspektor kann allerdings entkommen, Mark nicht. Er war Barbara zu gefährlich geworden.(Brudermord!?) Das Ende ist offen, obwohl klar ist, wie Staniland reagieren wird: theoretisch kann er gegen die Edelnutte aussagen, er kann sie damit vernichten oder er kann sie vergessen. Das mit Charley könnte ein Unfall geschehen sein, das mit Mark Notwehr. Staniland hat es in der Hand… Großartig bis zum Schluss.
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Di, 20.08.2019
Kino | Once Upon a Time ... in Hollywood
Wenn Loser zu Siegertypen werden4 Sterne
Quentin Tarantino hat ein ironisches Gesellschaftsbild der Schickimicki Welt in Hollywood gemacht und kleidete es wohl bewusst in die Form eines Märchens (siehe Titel), in dessen Mittelpunkt Rick Dalton! (Leonardo Di Caprio) und Cliff (Brad Pitt) stehen. Beide machen einen herausragend überzeugenden Job. Szenen aus gerade gedrehten Filmen wechseln mit Ausschnitten aus dem Privatleben der Stars. Rick vertritt die Schauspielkollegen und ist auf dem absteigenden Ast. Er bringt mit seinem Auftritt in einem Western sogar echte Emotionen ins Spiel. Sein Kumpel Cliff ist als Stuntman und Faktotum von Rick eher von der Hau-Drauf-Fraktion. Tarantino benutzt sowohl Dialogwitz (‘Das kann dauern… bis der Papst evangelisch wird‘) als auch Situationskomik, wenn Cliff (Brad Pitt) z.B. die junge, frühreife Anhalterin Pussycat (Margaret Qualley) mitnimmt, die ihm anbietet im Auto einen zu blasen oder wenn Rick die Margeritas direkt aus dem Mixer säuft. Lange Zeit hat Cliff ein verschmitztes, jungenhaftes Grinsen im Gesicht, das wohl Tarantinos Einstellung zum Film wiederspiegeln könnte. Und er hat sich damit im Milieu nicht nur Freunde gemacht. Manche Stars gibt er sogar der Lächerlichkeit preis, wie z.B. Bruce Lee (Mike Moh) mit seinen Quiek Lauten vor einem Angriff oder Sharon Tate (Margot Robbie), die in ihrer ganzen unbedarften Selbstverliebtheit nur in Filme geht, in denen sie selber mitgespielt hat. Gelungene Szenen wechseln sich mit misslungenen ab. Bevor alles auf den Gipfel des Films zusteuert. Man kennt alle Beteiligten, die Manson Bande bricht zum Killen der Piggies auf. Ob aus Versehen oder Absicht bleibt offen. Statt an Sharon Tate geraten sie an Cliff und seinen Pitbull, der mit der Bande Schlitten fährt. Rick erledigt den Rest mit dem Flammenwerfer. Dieses Finale ist ein für Tarantino typisches Massaker – eine Anhäufung von Brutalitäten, was vor allem das jüngere Publikum mit johlendem Applaus quittiert. Unterm Strich gibt es hier Licht und Schatten.

Neueste Bewertungen

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Testo
schrecklich ...0 Sterne

.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.

So, 19.11.2023 von frge

TV | The Masked Singer
Naja, muss nicht sein2 Sterne

Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...

So, 06.08.2023 von WoWie

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Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

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Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

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