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Di, 09.12.2008
TV | Gottes Werk und Teufels Beitrag
Die Prinzen von Maine4 Sterne
Wenn man den deutschen Titel mit dem Original – “Die Regeln des Apfelweinhauses“ -vergleicht, muss man schon einige gedankliche Runden drehen, um einen Bezug zum Film herzuleiten. Und auch das ist nicht von Erfolg gekrönt. Es ist aber zweifellos die beste Verfilmung eines Romans von John Irving, der auch das Drehbuch schrieb. Das Thema der Musik von Rachel Portman, die auf diesem Feld ohnehin oskarmässig ganz vorne liegt, bleibt noch lange im Ohr, ebenso wie der Satz, den Dr Larch (Michael Caine) als Spruch in den Schlafsaal des Waisenhauses schickt: “Gute Nacht, ihr Prinzen von Maine, ihr Könige von Neuengland.“ Einer seiner Zöglinge ist Homer (Tobey Maguire). Er spielt neben der göttlichen Charlize Theron (Candy), den liebenswerten Freund, der ihr die Zeit vertreibt, bis ihr Mann aus dem Krieg zurückkommt. Nebenbei wird er noch Hilfsgynäkologe, Apfelpflücker und Hummerfänger. Die pralle Handlungsfülle lässt keine Längen zu. Wenn es schließlich kein Happyend für Homer und Candy gibt, stört das nicht weiter, denn es gibt dafür eine finale Fügung, die Dr. Larch von oben mit äußerstem Wohlwollen betrachtet. Ein genialer, zu Recht preisgekrönter Film, der das Herz erwärmt. Im Gedächtnis bleiben tolle Bilder, die Titelmusik und der Satz “Gute Nacht ihr Prinzen von Maine . . .
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So, 07.12.2008
TV | Ihre Majestät, Mrs. Brown
John und Vicky3 Sterne
Bereits der Titel umschreibt die Situation, in die uns der Film entführt: Königin Viktoria trauert Mitte des vorigen Jahrhunderts, um ihren geliebten Ehemann Albert und wird durch ihrem Jagdaufseher, John Brown, nach einer tiefen Leidensphase eine kurze Zeit des Glücks erfahren. Dieses pompös ausgestattete Kostümdrama gewährt historisch korrekt einen Einblick nicht nur in die Privatsphäre der englischen Königin, sondern streift auch die politischen Verhältnisse (Premierminister Gladstone und Disraeli) dieser Zeit. Unvergesslich die Badeszene im Meer, die Vertreibung der Paparazzi oder Johns Kündigung. Den Reiz des Films machen nicht nur die wunderbaren Aufnahmen der schottischen Landschaft aus, sondern die beiden hervorragenden Hauptdarsteller Judi Dench und Billy Connolly. Sie wurde erst jüngst für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, er füllte bereits in den 8oer Jahren als Komiker und Alleinunterhalter riesige Hallen auf der Insel wie heute bei uns Michael Mittermeier. Hier stellt Connolly sein beachtenswertes schauspielerisches Talent unter Beweis. John Brown verschafft sich Zutritt zum königlichen Hof mit seiner umwerfendend lockeren Offenheit, die humorvoll mit dem steifen Hofzeremoniell kontrastiert. So wird er “ihrer Majestät Highland Master für drinnen und draußen“. Man kann die königliche Rückkehr in eine menschliche Gesellschaft, in der es so etwas wie Gefühlsregungen gibt, an dem Gesichtsausdruck von Judi Dench ablesen. Hier spiegelt sich der Wandel von einer verhärmten, alten Monarchin wieder, die zu einem strahlenden Lächeln und einem befreienden Lachen verleitet wird. Und es gibt bewegende Szenen zwischen Viktoria und John, die keineswegs kitschig sind. Ein unterhaltsames Erlebnis für die ganze Familie.
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So, 07.12.2008
TV | Spiel mir das Lied vom Tod
Die Entdeckung der Langsamkeit5 Sterne
Vierzig Jahre und kein bisschen langweilig. Man kann wohl mit Fug und Recht sagen, dass das immer noch einer der besten Western aller Zeiten ist. Abgesehen von der handvoll, unübertreffbarer Klassiker von John Ford, die aber ohnehin in einer anderen Liga positioniert sind. Die Darsteller sind inzwischen Hollywood–Legenden. Mit langen Kameraeinstellungen, die anfangs bis an die Schmerzgrenze gehen, entfaltet sich eine Aura, die durch die Musik von Ennio Morricone im Olymp der Kinogeschichte einen festen Platz hat. Der Erzählstil, der bewusst Lücken lässt, erhöht die Spannung und führt erst am Ende zu der unerwarteten Auflösung, des rätselhaften Geschehens. Zwei Handlungsstränge, die eigentlich nichts mit einander zu tun haben und die auch von ganz unterschiedlichen Problemen geprägt sind, werden zusammengeführt, ab und zu durch unscharfe Einstellungen vorbereitet, bis zum erwarteten Showdown. Und immer wieder unterstreicht die Musik, die man schon mitpfeifen kann, die Dramatik. Von den tollen Schauspielern sei nur Henry Fonda erwähnt der ganz ungewöhnlich den Bösewicht spielt, genauso eindrucksvoll wie Gabriele Ferzetti den reichen Krüppel. Ein Meisterwerk, das in vielen Passagen nachgeahmt wurde, aber doch nie erreicht wurde.
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So, 30.11.2008
TV | Pleasantville - Zu schön, um wahr zu sein
Das fade Paradies4 Sterne
Die Idee, die dem Film zu Grunde liegt ist genial und konsequent durchgezogen. Und sie konnte auch nur in einem Film umgesetzt werden, schwerlich in einem Roman. Interessant zu sehen wie sich eine Welt, in der es nur schwarz und weiß gibt, ganz langsam – je nach Erkenntnisstand beziehungsweise der Erfüllung gewisser menschlicher Regungen in eine voller Farben verwandelt. Eigentlich lebt es sich ganz angenehm in Pleasantville. Nur ziemlich fade. Es wird in dieser Parabel Heuchelei, Verlogenheit und Prüderie gegeißelt. Und auch die musikalische Untermalung ist sehr passend ausgesucht, egal ob Rock der 50er Jahre oder klassische Musik. All das zusammen macht, inklusive der überzeugenden Schauspieler, den Film zu einem amüsanten optischen Erlebnis, das außerdem noch zum Nachdenken anregt. Die leichten gedanklichen Anleihen an Orwell stören nicht wirklich.
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Fr, 28.11.2008
TV | Pieces of April - Ein Tag mit April Burns
Truthahn bei April3 Sterne
Obwohl man Filme um das berühmte Familienfest Thanksgiving ja kennt – wie den von Jodie Foster z.B. - dieser musste noch gedreht werden. Die eigentliche Feier wird am Ende meist in Standfotos bzw. ohne Dialoge abgespult, denn es ist eigentlich alles schon gesagt. Das überrascht im positiven Sinne. Der größte Teil des Films hat vorher die meist lustigen Erlebnisse beider Familienteile, die hier agieren, beschrieben: da ist auf der einen Seite April, die von zu Hause ausgezogene Tochter, die die traumatische Vorbereitungsphase des Festessens, durchleben muss, auf der anderen Seite fährt der Rest der Familie inklusive Oma, - die natürlich Alzheimer hat - mit dem Auto zu ihr. Dabei werden lang mitgeschleifte Familienanimositäten aufarbeitet. Die Zubereitung des Truthahns und die Küchenarbeit überhaupt bereiten Neuling April besondere Probleme, die interessanterweise multikulturell gelöst werden. Durch die anhaltende Erwartungshaltung auf das große Fest baut sich eine gewisse Spannung auf. Eigentlich wird alles noch mal so richtig durcheinander gewirbelt, als die Familie erkennen muss, dass April mit Bobby, einem Farbigen zusammenlebt. Dabei rastet die krebskranke Mutter (Patricia Clarkson, Oskarnominiert) noch einmal besonders aus, indem sie sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt. . .
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Do, 27.11.2008
TV | Gelobtes Land
Die schweigende Kamera4 Sterne
Ein schockierender Film. Die Story ist beeindruckend und spielt sich wohl nicht nur in Israel ab: von Schlepperbanden eingeschleuste junge Frauen werden zur Prostitution gezwungen. Sie werden wie Vieh behandelt, rumgeschubst, entkleidet, kalt abgeduscht und für die “Arbeit“ hergerichtet. Alles ist mit einer Hand-Wackel-Kamera aufgenommen und findet im Halbdunkel statt, was die Atmosphäre noch gespenstiger macht. Der kurze Auftritt der Puffmutter, gespielt von Hannah Schygulla, versucht die entwürdigende Situation vorübergehend etwas menschlich abzufedern. Der Höhepunkt des Unerträglichen entsteht durch den Kontrast zwischen den brutalen Bildern, die durch choralähnliche Gesänge von weißgekleideten Mädchen unterlegt werden. Und dann der Geniestreich von Regisseur Amos Gitai: was für eine (Er)Lösung – eine Bombe! Über weite Strecken gibt es keine Dialoge, die Kamera zeigt fast dokumentarisch-stumm dem Geschehen. So wird alles noch glaubwürdiger, noch echter; es ist der helle Wahnsinn. Ist das wirklich das ’Gelobte Land’, wie es der Titel ironisch andeutet oder doch nur der Name des Bordells ’Promised Land’, in das die Mädchen verschleppt wurden?
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Fr, 21.11.2008
TV | Die Sonne Satans
Gott oh Gott3 Sterne
Um die endlos langen Dialoge durchzustehen brauchen selbst an theologischen Fragen Interessierte ziemlich viel Geduld und Ausdauer. Zumal die verbalen Auseinandersetzungen durch abrupte Gefühlsschwankungen oder laute Schreie unterbrochen, nicht verständlicher werden. Als junger Priester kann Gérard Depardieu wie immer überzeugen. Der kann spielen, was er will, dem nimmt man jede Rolle ab. Er will hier ein extrem gottgefälliges Leben führen (inklusive Fasten und Selbstgeißelung) Der Teufel, der ihn in der Person eines Pferdehändlers mit besonderen Gaben ausstattet, hilft ihm bei der Sinnsuche des Lebens auch nicht weiter. So stolpert er zwischen dem ihm vorgesetzten Dekan (gespielt vom Regisseur Maurice Pialat selbst), der ihm mit väterlichem Rat zur Seite steht und einem etwas sehr sonderbaren jungen Mädchen (Sandrine Bonnaire), die einen ihrer Geliebten umgebracht hat, hin und her. Die hier diskutierten Dinge des Glaubens passen am besten in ein theologisches beziehungsweise philosophisches Oberseminar. Hier könnte man auch die Anlehnung an etwaige Stellen aus dem alten Testament herausfiltern. Oder sich über solche Aussagen wie „Die Weisheit ist das Laster der Greise“ den Kopf zerbrechen. Für Interessierte sei noch angemerkt, dass der Film eine Mischung aus Bunuel und Bergman ist.
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Mi, 19.11.2008
TV | Ghost - Nachricht von Sam
Hello Molly3 Sterne
Die Musik im Arrangement mit den vielen Geigen ist immer noch ein Hit und nicht nur für Hörer von Klassikradio. Vor knapp zwanzig Jahren war der Film ein Erfolg an der Kinokasse und der Durchbruch für Demi Moore und Patrick Swayze(Dirty Dancing). Die Tränen der Moore rühren heute pubertäre Teenies oder romantische Nostalgiker. Nach wie vor beeindruckend sind aber die Spezialeffekte, wie zum Beispiel der unsichtbare Geist von Patrick Swayze sichtbar gemacht wird – aber nicht für jeden, nur für die Katze oder wie er es schafft, materielle Dinge zu bewegen, obwohl er sonst durch Mauern und Türen geht. Auch die Rache der anderen Toten, denen vielleicht im Leben Böses zugefügt wurde, ist nicht schlecht bildhaft umgesetzt, ohne jedwede Erläuterung. Und damit alles nicht zu seicht wird bringt Whoopi Goldberg komische Elemente mit ein, wie die ironischen Seitenhiebe auf den transzendentalen Firlefanz und all das okkultistische Geschwurbel. Neben der emotionalen Ebene soll aber nicht vergessen sein, dass es im Hintergrund auch noch um Mord und Wirtschaftskriminalität geht.
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So, 16.11.2008
TV | Die Legende vom Ozeanpianisten
Die Legende lebt5 Sterne
Es gibt Märchen, die sind lehrreich, andere grausam oder spannend und wieder andere sind herzergreifend schön. Diese “Legende“ gehört zur letzten Kategorie. Er hieß Neunzehnhundert (Tim Roth), wurde auf einem Luxusliner geboren und ging nie von Bord. Er hat keinen Geburtstag, keine Heimat – eigentlich gibt es ihn gar nicht. Aber er spielt Klavier, dass man sich nach seinem Solo an den Saiten des Flügels eine Zigarette anzünden kann. In beeindruckenden, bisweilen expressionistischen Bildern wird die Geschichte von der Jahrhundertwende an erzählt. Das Jugendstildekor ist einfach umwerfend, bestimmte Szenen unvergesslich. Aber man braucht Fantasie, um diese Legende zu begreifen. Dann hört man die imaginären Töne auch wenn die Hände auf keiner Tastatur liegen und sich nur die Fingerspitzen leicht nach unten bewegen. Und die Musik ist natürlich von Großmeister Morricone – das Thema ein Hit für sich. Die Rahmenhandlung mit dem Pfandleiher unterstreicht die märchenhafte Komponente und wenn dann Neunzehnhunderts bester Freund gespielt vom pummeligen Pruitt Taylor Vince noch so ergreifend schön weint, wird es einem warm ums Herz. Dabei stört das “bombastische“ Ende überhaupt nicht.
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So, 16.11.2008
TV | Hurensohn
Bittere Erkenntnis3 Sterne
Der erste Satz nimmt das Ende vorweg. Der Kroate Osren sagt:“Ich habe meine Mutter umgebracht.“ Die Geschichte wird aus der Sicht des Jungen erzählt, der mit dem Erwachsenwerden erkennt, dass seine Mutter eine Hure ist. Das wird mit großem Einfühlungsvermögen dargestellt. Typische, gut gewählte Szenen zeigen, wie zunächst einem kleinen Buben erste Zweifel am Beruf seiner Mutter kommen. Auch das Rotlichtmilieu, in dem Osren aufwächst und wo er auch seine ersten sexuellen Erfahrungen macht, ist wohl so. Fast zwangsläufig wächst er quasi vom Hinterhof aus in die Szene hinein. Er fühlt sich nicht so recht dazugehörig und bleibt fixiert auf die Mutter, deren Ende dann aber doch nicht durch einen Mord bestimmt wird.

Neueste Bewertungen

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Testo
schrecklich ...0 Sterne

.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.

So, 19.11.2023 von frge

TV | The Masked Singer
Naja, muss nicht sein2 Sterne

Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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