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Mi, 22.10.2008
TV | Die Liebenden vom Polarkreis
Ewige Liebe5 Sterne
Der Regisseur Julio Medem ist ein Magier. Er verzaubert mit einer Liebesgeschichte, die eigentlich nie zu Ende geht. Es ist eine gekonnte Aneinanderreihung von Zufällen – oder ist es doch Schicksal? Immer wieder treffen die beiden Liebenden sich fast, sie sitzen hinter einander, ohne sich zu sehen – Ana riecht zwar Ottos Tabak und wundert sich. Dabei werden auch wundersame Bilder eingesetzt, wie bergauf Skifahren oder es werden Begebenheiten wiederholt - wenn auch mit anderen Personen - wie drei Zusammenstöße mit einem roten Bus oder ein abgesprungener Fallschirmspringer hängt in den Bäumen und wird gerettet. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen und spielt in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten. Sie wird abwechselnd aus der Sicht von Ana und Otto erzählt. Beide versuchen sich immer wieder zu treffen, zuletzt in einem Haus, das exakt auf der Grenzlinie des Polarkreises steht. Sie verläuft mitten hindurch. Und dann der grandiose Schluss! Was für ein gekonntes Ende. Nachdem elf Kapitel abwechselnd die Überschrift ’Ana’ beziehungsweise ’Otto’ tragen, heißt das Schlusskapitel ’Otto in Anas Augen’. Und das wird genial in ein Bild umgesetzt. Unvergesslich! Diese Liebesgeschichte wird so eindrucksvoll dargestellt, dass sie einen gleich zu Beginn für sich einnimmt. Es liegt wohl auch an der besonderen Erzählweise, die verblüfft, ergreift und Sympathien weckt.
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So, 19.10.2008
TV | Kirgisische Mitgift
Aidars Truhe3 Sterne
Wer nichts über Kirgisien weiß, sollte diesen Film unbedingt anschauen. Die Handlung kommt zwar etwas behäbig daher. Für diese Längen entschädigen einen aber die wunderschönen Landschaftsaufnahmen, und auch die Komik drängt sich nicht auf – abgesehen von einem Markuse lesenden Postbeamten oder einer Massenschlägerei auf einem Hochzeitsfest. Bei einer Liebesgeschichte zwischen einem Kirgisen (Aidar) und einer Französin (Isabelle) ist der ’culture clash’ schon vorprogrammiert. Als beide nach Kirgisien fahren, wird ihnen bewusst, wie unterschiedlich sie doch eigentlich sind, beide jeweils von der Tradition ihres Heimatlandes geprägt. Die über 300 Jahre alte Legende von Aidars Clan wird eigentlich nur so nebenbei anrührend erzählt. Doch wie schon der Titel verrät, wollen die beiden heiraten. (Der französische Titel lautet zwar ’Isabelles Sommer’, der englische schon etwas treffender ’Die Truhe’). Bis sie sich aber dann öffentlich in die Arme sinken dürfen, wird es gegen Ende sogar noch ein bisschen spannend.
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Fr, 17.10.2008
TV | The Gingerbread Man
Lebkuchenmann4 Sterne
Ein unheimlich spannender Film in Topbesetzung, mit überraschenden Wendungen. Vor allem der entscheidende Showdown am Ende ist besonders fesselnd. Hier entlädt sich auch der seit Anfang an drohende Hurrikan. Kenneth Branagh hier mal als gutmütiger Vater, renommierter Anwalt, und Lover zu sehen, der in ein Drama hineinschlittert. Seine Gegenspieler sind der durchgeknallte Einsiedler-Freak Doss (Spitze Robert Duvall!) und die noch wenig bekannte Embeth Davidtz als Mallory. Besonders der poetische Titel gibt zunächst Rätsel auf, die im Laufe des Films aber geklärt werden und dem Ganzen noch das adelnde Tüpfelchen auf dem „i“ verleihen. Ein gelungenes Meisterwerk von Altmeister Robert Altman.
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Mo, 13.10.2008
TV | Malen oder Lieben
Renovieren oder Spaß haben1 Stern
Über die Problematik kann man geteilter Meinung sein: Ist ein Partnertausch / Seitensprung legitim, wenn er die nach 30 Ehejahren in routinemäßigen Verhaltensmuster erkaltete Liebe wieder neu entfachen kann? Es ist schon interessant, wie die Beteiligten - selbst überrascht - auf ihre neuen Erfahrungen reagieren; und auch der Ehepartner. Ohne eine Lösung angeboten zu bekommen, kann man die herrliche Landschaft genießen, in der das wunderschöne alte Bauernhaus als Ort der Handlung. steht Dazu diverse französische Musikeinspielungen u.a. von und mit Jacques Brel. Am Ende fragt man sich: „Was soll’s?“ Ein Film, den die Welt nicht braucht. So ein fades Konstrukt wie der deutsche Titel. Das Original kommt der Sache zwar schon etwas näher: “Malen oder Liebe machen“, hätte auch heißen können “Renovieren oder Liebe machen.“ Man kann sich höchstens über das Wiedersehen mit zwei tollen Schauspielern freuen: Sabine Azéma und Daniel Auteuil.
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So, 12.10.2008
TV | Der ewige Gärtner
Skrupellose Gier3 Sterne
Es ist einer jener Filme, die man mehrmals anschauen muss, weil man das Gefühl hat, noch nicht alles mitbekommen zu haben oder wie hier auch die Erzählweise nicht ganz einfach nachzuvollziehen ist. Ein spannender Polit-Thriller, in den eine ungewöhnliche Love-Story eingebunden ist und außerdem noch von einem brisanten Thema handelt, dass uns alle angeht. Die Aktivistin Tessa ist den Mauscheleien eines großen Pharmakonzerns auf der Spur, an deren Aufklärung auch die Regierung ihrer Majestät kein Interesse hat. Sie ist mit einem britischen Diplomaten verheiratet, der von den Recherchen seiner Frau nichts ahnt und erst durch ihren mysteriösen Tod stutzig wird und eigenen Nachforschungen anstellt. Obwohl es kein echtes Happyend gibt, hat man am Ende doch das Gefühl, die Bösen in der Welt erkannt zu haben, die skrupellos und geldgierig nur auf ihren eigenen Vorteil aussind und dabei über Leichen gehen. Mit diesem Wissen kann man sich irgendwie in die Front ihrer Gegner einreihen, weil einem gerade das alles vorgeführt wurde, was man ja eigentlich schon immer gewusst hat. Der Regisseur hat die Romanvorlage von John LeCarré sehr dicht am Original in beeindruckende Bilder recht spannend umgesetzt.
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Do, 09.10.2008
TV | Getrennte Wege
Ach Gott - die arme Mutter1 Stern
Die Darstellungsweise dieses Ehedramas ist für Mitteleuropäer nicht mehr zeitgemäß. Die von ihrem Mann unterdrückte Frau, die sich mit ihm nur heftige, Rededuelle jenseits des normalen Gesprächstons liefert, und dabei leidet wie ein Tier, nur um der Kinder willen, die sie aber auch nicht eigentlich mögen, dieses arme Heimchen im Haus ist weitgehend ausgestorben. Wenn dann noch ihre große Jugendliebe auftaucht, und sie verzichtet widerstrebend bleibt sie buchstäblich im Regen stehen. Die schauspielerische Leistung von Ronit Elkabetz ist beachtlich bisweilen für uns etwas gewöhnungsbedürftig. Der deutsche Titel geht allerdings voll daneben: hier geht keiner getrennte Wege – alles bleibt so wie es ist.
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Di, 07.10.2008
TV | Hawaii
Gott und die Welt3 Sterne
Der junge, sich von Gott berufen fühlende, calvinistische Abner geht mit seiner ihm gerade Angetrauten nach Hawaii, um die Eingeborenen zu missionieren. Max von Sydow (Abner) spielt diesen steifen, fanatischen Fundamentalisten sehr überzeugend. Seine Ehefrau (Jerusha) – recht erfrischend und klug von Julie Andrews dargestellt – ist ein eindrucksvoller Gegenpol. Zwischen beiden Figuren liegt das zentrale Thema des Films: muss man Gott ausschließlich lieben, mehr als seine Mitmenschen? Beide beantworten diese Frage auf ihre Art: Jerusha verzichtet auf die große Liebe ihres Lebens (Richard Harris) und opfert sich bis zu ihrem frühen Tode auf. Abner bleibt als verstockter religiöser Fanatiker am Ende allein auf der Insel – auch ohne seine Kinder. Daneben werden noch Probleme der Kolonisation behandelt, die die einheimische Kultur zerstört und auch die Rolle der Kirche wird in diesem Zusammenhang beleuchtet. Die stürmische Überfahrt auf dem Schoner (gut 5 Minuten lang) hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Wenn man sich nicht an den etwas langatmigen Diskussionen über Gott und unser Verhältnis zu ihm stört, kann einen dieser Film von 1966 auch heute noch packen.
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Mo, 06.10.2008
TV | Hochzeiten und andere Katastrophen
Katastrophen1 Stern
Der Reigen der Komödien dieser Art reicht von “Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ bis zu “Eine französische Hochzeit“ und fast alles was dazwischen liegt – inklusive der beiden genannten Eckpfeiler - war wesentlich besser als dieser etwas langatmige Streifen. Die Schauspieler gaben zwar ihr Bestes, aber das Drehbuch nicht mehr her. Viel zu dialoglastig ist das Ganze, vorhersehbar und in der Komik etwas platt. Die Skepsis der Eltern, deren Verhalten leicht ironisch dargestellt wird, kennt man doch schon. Selbst die eingestreuten Cartoons verpufften wirkungslos und einige slapstickartige Gags – wie die Fasanenjagd oder der Heiratsantrag mit Kniefall wirkten albern bis peinlich. Als beim turbulenten Junggesellenabschied etwas Schwung in die Filmbude kommt, keimt Hoffnung auf, dass die Jungs jetzt ’die Kuh fliegen lassen’. Doch nur kurz. Als die Ehefrauen sich treffen ahnt man das spießige Ende. Gähn! Da hat Frankreich schon bessere Unterhaltung geboten.
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Di, 30.09.2008
TV | The Gathering - Blicke des Bösen
Die Gaffer4 Sterne
Dies ist ein intelligenter Mystik-Thriller, der auch noch eine Botschaft hat. Darüber hinaus lässt er auch noch eine Interpretation von mehreren Handlungssträngen auf verschiedenen Ebenen zu. Zunächst kann man oberflächlich nur die wiederentdeckte Kirche aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert sehen, in der sehr realistische Reliefs um eine Kreuzigung an den Wänden sind. Daneben ergibt sich auch die Geschichte von einem Heim, in dem vor vielen Jahren Kinder misshandelt wurden. Und immer wieder dazwischen stehen stumme Zuschauer in dem kleinen Dorf herum. Man erkennt sie bald wieder als die, die an den Wänden der verschütteten Kirche zu sehen sind. Die ganze Palette der Schockelemente des Horrorfilms kommt akustisch und visuell zum Einsatz und hält die Spannung anhaltend hoch. Der Höhepunkt des recht blutigen Finales wird abgefedert durch den überflüssigen Epilog als Erklärung und Auflösung des Rätsels. Man hätte auch so verstanden, dass die Gaffer immer irgendwie schuldig werden.
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Sa, 27.09.2008
TV | Strajk - Die Heldin von Danzig
Stille Heldin4 Sterne
Es ist nicht nur ein sehr guter Film, den Volker Schlöndorff hier abgeliefert hat, sondern auch ein ganz wichtiger. Mit feinem Gespür für echte menschliche Tragik erteilt er uns außerdem noch eine Lektion in Sachen Zeitgeschichte. Die alleinerziehende Agnieszka, eindrucksvoll dargestellt von Katharina Thalbach, arbeitet sich, obwohl Analphabetin, von einer Hilfsarbeiterin zur Kranführerin empor und prangert mutig die Missstände auf der Werft gegenüber Partei und Betriebsleitung an. Als 1980 die Arbeiter der Danziger Werft streikten und kurz danach die Solidarnosc die politische Landschaft in Polen total in Richtung Demokratisierung umkrempelte, wusste jeder im Westen, dass der Held der Gewerkschaft Lech Walesa war, der dann ja auch später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Doch jetzt dokumentiert dieser Film, dass Anna Walentynowicz (hier die Agnieszka) die eigentliche Vorkämpferin war. Sie hatte die weitsichtigeren Perspektiven und den großen Rückhalt bei den Arbeitskollegen, während Walesa nicht über den Tellerrand der Verbesserung der Arbeitsbedingungen hinaus denken konnte. Die Walentynowicz blieb aber im Hintergrund, weil sei der Meinung war, dass an die Spitze ein Mann gehöre. Nach damaligem Verständnis hätte er mehr Aussicht auf Erfolg. Schlöndorff setzt Anna Walentynowicz ein Denkmal, ohne Lech Walesa zu demontieren.

Neueste Bewertungen

Mi, 14.02.2024 von amd2064

TV | Lost In Translation
Lost in Translation5 Sterne

Schöner Film ! Regt zum nachdenken an ! Sind sicher einige in gleicher Lage

Fr, 02.02.2024 von rüdiger.baehrens

TV | Testo
schrecklich ...0 Sterne

.... diese Aneinanderreihung von vielen Kurzfilmchen bis über Mitternacht hinaus.

So, 19.11.2023 von frge

TV | The Masked Singer
Naja, muss nicht sein2 Sterne

Das muss man sich nicht antun. So viel überzogene Mimik von der Jury geht garnicht. Die Masken ...

So, 06.08.2023 von WoWie

TV | Die Lausitz von oben
Lausitz von oben0 Sterne

Wer sich für die Lausitz von oben im wahrsten Sinne des Wortes interessiert, findet hier absolut ...

Di, 31.01.2023 von DanielAK

TV | Law & Order: Special Victims Unit
Tolle Geschichten, grossartige Schauspieler5 Sterne

Die Geschichten sind toll erzählt, berührend, glaubhaft, spannend, emotional. Die Schauspieler ... mehr

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